Winterurlaub für zwischendurch:Kühltivierte Unterhaltung

FRÄULEIN SMILLAS GESPÜR FÜR SCHNEE

Fräulein Smilla auf Expedition: Julia Ormond spielt in der Verfilmung des Romans die Hauptrolle.

(Foto: OBS)

Kleine Abkühlung gefällig, aber das Freibad ist gnadenlos überlaufen und die Schlange vor der Eisdiele lang? Kein Problem, wir haben da etwas vorbereitet. Die fünf eisigsten Filme, Bücher und Songs aller Zeiten.

Von Sarah K. Schmidt

Wir schreiben die Woche vier der Hitzewelle im Sommer 2013. Das ganze Land schwitzt und stöhnt, grillt, was die Kühltheken der Supermärkte hergeben und badet, bis auch der kälteste Bergsee auf Körpertemperatur erwärmt ist.

Wer genug hat vom sommerschlimmen Schweißgedränge in Einkaufsstraßen, Eiscafés und Freibädern, der geht - wohin? Richtig, nach Hause, wo Coolpacks, Ventilatoren und gekühlte Getränke in Reichweite sind. Jetzt noch schnell die Rollos runterlassen und die Füße hochlegen, schon kann das gepflegte Herunterkühlen beginnen. Fehlt nur noch das passende Kulturprogramm - eine Auswahl der kältesten Filme, Bücher und Songs. Willkommen im Winterurlaub für zwischendurch!

Und der Oscar für das frostigste Drehbuch geht an ...

Die Reise der Pinguine (2005): Stoisch harren sie aus in antarktischen Eisstürmen bei klirrender Kälte, die Kaiserpinguine aus dem bewegenden Tierfilm des französischen Antarktisforschers Luc Jacquet.

Fargo (1996): Für diesen Thriller, benannt nach einer Stadt in North Dakota, bekamen die Coen-Brüder Joel und Ethan einen Oscar für das beste Drehbuch. Eine missglückte Entführung eskaliert blutig, eine hochschwangere Polizistin ermittelt, das alles im tief verschneiten Mittleren Westen der USA.

Cool Runnings - Dabei sein ist alles (1993): Kalt geht auch komisch! In dieser Komödie bereitet sich ein Trupp jamaikanischer Sportler darauf vor, als erste Bobmannschaft des Landes an den Olympischen Winterspielen teilzunehmen.

Die weiße Hölle vom Piz Palü (1929): Lawinen, Steinschlag, Stürme - der Stummfilm von Arnold Franck und Georg Wilhelm Pabst ist ein dramatischer Bergfilm. In der Hauptrolle zu sehen ist Leni Riefenstahl.

Gnade (2012): Im vergangenen Jahr kam das Drama in die Kinos. Die Hauptrollen spielen Jürgen Vogel und Birgit Minichmayr. Eine Familie zieht nach Nordnorwegen - eisig und deprimierend ist nicht nur die Schneelandschaft des skandinavischen Winters, sondern auch die menschliche Atmosphäre vor Ort.

Berlinale 2012 - 'Gnade'

Eisig: Jügen Vogel in dem Film "Gnade" von Matthias Glasner.

(Foto: dpa)

Lektüre frisch aus dem Eisfach

Fräulein Smillas Gespür für Schnee (Peter Høeg, 1992): Die grantige Wissenschaftlerin Smilla Jaspersen will den Tod eines befreundeten Inuit-Jungen aus ihrer Nachbarschaft aufklären. Bei einer Arktis-Expedition stößt sie auf ein dunkles Geheimnis. Ein packender Thriller und ein Buch über das belastete Verhältnis von Dänemark und Grönland.

Der kleine Eisbär (Hans de Beer, 1987): Wer kennt ihn nicht? Lars, den kleinen Eisbär, der bei seinen Eltern am Nordpol lebt und mit Schneehäsin Lena und Schneegansküken Pieps Abenteuer erlebt. Auch wenn Lars in der ganzen Welt herumkommt - am schönsten ist es doch daheim, in der arktischen Eiswüste.

"Letzte Fahrt: Kapitän Scotts Tagebuch - Tragödie am Südpol. 1910-1912" und " Die Eroberung des Südpols. 1910-1912" von Roald Amundsen: Zwei Polarforscher, ein Ziel. Wer wird als Erster den Südpol erreichen? Im Winter 1911/1912 wird das Wettrennen entschieden, das seinen eisig-traurigen Höhepunkt auf der Heimreise erreicht. Erst die parallele Lektüre der Reiseberichte der beiden Forscher entfaltet die volle Dramatik der Geschichte.

Norwegians seek return of Amundsen's Maud

16. Dezember 1911: Roald Amundsen (ganz links) und seine Begleiter hissen die norwegische Flagge am Südpol.

(Foto: AFP)

Winter (Hermann Hesse, Gedichtband, erschienen 2010): "Zögernd geht das Herz den bangen Pfad / Angstvoll schläft im Schnee die Wintersaat. / Wieviel Äste brach mir schon der Wind, / deren Narben nun mein Panzer sind!" Eis und Kälte inspirierten Hermann Hesse zu einer ganzen Sammlung frostiger Gedichte und Gedanken.

Winter in Maine (Gerard Donovan, 2009): Ein toter Pitbull, die verschneiten Wälder von Maine im Norden der USA, ein sympathischer Killer. Der Roman des Iren Gerard Donovan gehörte 2006 für den britischen Guardian zu den besten Büchern des Jahres, das kälteste ist es auf jeden Fall.

Music featured by Snowman

Vanilla Ice: "Ice Ice Baby" (1990): Selten wurde aus einem lässigen Hauchen ein Jahrzehnte überdauernder Ohrwurm - "Ice Ice Baby". Dabei war der Hip-Hop-Song von Rapper Vanilla Ice zunächst nur auf der B-Seite einer Coverversion von "Play That Funky Music" zu finden.

Sigur Rós: Ísjaki (2013): Schon allein ihre Herkunft qualifiziert Sigur Rós für perfekten Kältesound. "Now lie down with me / all cold and blue / while our bones are shivering / almost dead from cold" - in der Kälte zittern, geht mit ihrem aktuellen Song "Ísjaki" besonders gut. Das heißt schließlich "Eisberg" auf Isländisch.

Positivus Festival in Salacgriva

Sigur-Rós-Frontman Jonsi Birgisson performt vor eisiger Kulisse auf einem Festival in Lettland.

(Foto: dpa)

Terje Isungset - Fading Sun (2010): Wer es noch eine Spur eisiger mag, ist bei dem norwegischen Perkussionist Terje Isungset genau richtig. Der formt seine Instrumente nämlich eigens aus Eis, bevor er ihnen sphärisch anmutende Klänge entlockt.

Franz Schubert: Winterreise (1872): Ohne Hoffnung, ohne Ziel hinaus in die Winternacht. Einen ganzen Liederzyklus hat Komponist Franz Schubert dem Winter gewidmet. Die Texte der insgesamt 24 Musikstücke stammen von Dichter Wilhelm Müller.

Madonna: Frozen (1998): Frost und Kälte - das bringen Musiker häufig nicht nur mit Winterwetter, sondern auch mit emotionaler Verstocktheit in Verbindung. Wie Madonna, die in ihrem Hit "Frozen" zur Herzschmelze aufruft: "Mmmmm, mmmm, if I could melt your heart, we'd never be apart. You're frozen ... when your heart's not open."

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