Sir Peter Jonas über Wieland Wagner:Lieben konnte er

Sir Peter Jonas über Wieland Wagner: Wieland Wagners Wille zur Abstraktion: Siegfried und Brünnhilde (Wolfgang Windgassen mit Martha Mödl) auf der Weltenscheibe. Aus dem Prachtband "Wieland Wagner - Revolutionär und Visionär des Musiktheaters".

Wieland Wagners Wille zur Abstraktion: Siegfried und Brünnhilde (Wolfgang Windgassen mit Martha Mödl) auf der Weltenscheibe. Aus dem Prachtband "Wieland Wagner - Revolutionär und Visionär des Musiktheaters".

(Foto: Nationalarchiv der Richard-Wagner-Stiftung)

Bei den Bayreuther Festspielen wird in diesem Jahr Wieland Wagners 100. Geburtstag gefeiert. Sir Peter Jonas über einen inspirierenden Theatergeist, dessen Vergangenheit ihn quälte und antrieb.

Von Sir Peter Jonas

Stellen Sie sich vor, Sie stehen im Grand Foyer des Teatro Bellini in Catania. Gegenüber der Statue des eleganten Vincenzo Bellini - die von ebenso edler Haltung und eindringlicher Schönheit ist wie die Sprache seiner Musik. Richard Wagner hat Bellini liebevoll den "sanften Sizilianer" genannt, obwohl der junge Meister des Belcanto, wenn man der Historie glauben darf, im Privatleben eher ein eingebildetes kleines Arschloch war. In seinen Aufsätzen argumentierte Wagner, Bellinis Sinn für Melodien und fließende Vokallinien sollte - auch in Deutschland, dem Land der Gebildeten - der Kanal sein, über den die Menschen einander ihre Gedanken musikalisch vermitteln. Für Wagner war Bellinis melodische Ausdruckskraft ein Heilmittel für die "intellektuelle Abstrusität deutscher Komponisten". Beide waren schwierige Kunden, ansonsten hatten sie in ihrem persönlichen Leben wenig gemeinsam - abgesehen von der musengleichen Inspiration durch eine Reihe großer Liebesbeziehungen. Bellini hatte übrigens drei dramatische Liebesaffären, und merkwürdigerweise jedes Mal mit einer Dame namens Giuditta . . . nur so nebenbei erwähnt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: