Wellbuam:Tanz in den Mai

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(Foto: PR)

Maitanz? Was soll das? Ist das nicht ranzig? Veraltet? Doof? Wer sowas sagt, war noch nie am 30. April im Münchner Hofbräuhaus, wenn die Wellbuam aufspielen und Sternpolka, Siebenschritt und Sautanz erklären.

Von Christine Dössel

Es ist ein schöner, alter Brauch, in den Mai hineinzutanzen, dabei die letzten fiesen Kältegeister auszutreiben und sich dem Frühling, diesem frechen Hormonbeschleuniger, mit Hüftschwung anheimzugeben. Das hat schon der strebsame Studierzimmergelehrte Heinrich Faust getan, als er mit seinem Lustreisebegleiter Mephisto auf dem Blocksberg, vulgo Brocken, die Walpurgisnacht feierte. Dabei soll es, Herr von Goethe hat es überliefert, ziemlich hoch hergegangen sein. Wäre beim obszönen Tanz mit einer Hexe der feurigen Dame nicht plötzlich ein "rotes Mäuschen" aus dem Mund gesprungen, wer weiß, wozu sich Faust nicht noch hätte hinreißen lassen!

So oder so ist die Walpurgisnacht spätestens seit Goethes "Faust" in den Kultur- und Wortschatz der Deutschen eingegangen und feiert am 30. April jedes Jahres als "Tanz in den Mai" fröhliche Urständ. Ob in coolen Berliner Clubs, auf Partyschiffen, Dorffesten oder sonstwo im und auf dem Lande - der Wonnemonat Mai wird überall gern angetanzt, auch wenn es teilweise Etikettenschwindel ist: Wo "Maitanz" draufsteht, ist oft nur das übliche Discotreiben drin. Nicht so, wenn die Well-Buam aus dem Biermoos zum Maitanz ins Münchner Hofbräuhaus laden. Das ist an jedem 30. April ein Volkstanzfest von beschwingender Lebenslustigkeit, sprich: eine Riesengaudi.

Die Well-Buam sind jene musikalischen Gebrüder Well, formerly known as Biermösl Blosn, die zusammen mit Gerhard Polt in satirischen Glanzstücken wie "Ekzem Homo" auftreten. Die aber auch seit bald 50 Jahren zur sogenannten Tanzlmusik aufspielen, einer kleinen Form der Blasmusik, bei der aber zum Beispiel Stofferl Well ganz groß trompetet. Die teils wilden alpenländischen Stammestänze, die dabei aufgeführt werden, von der Sternpolka über den Siebenschritt bis hin zum "Sautanz", werden Runde für Runde gemeinschaftlich einstudiert und dann paar- oder gruppenweise aufs Parkett gefegt. Als "Master of Ceremony", sprich: Vortänzer auf dem Bavarian Dancefloor, fungiert der agile Michael Well, der schon mal ein irisches Stepptanz-Solo einlegt oder den Saal zum "mexikanischen Walzer" animiert. Aber Vorsicht: Rumsgefahr! Schutzhelm zum Dirndl wäre nicht unangebracht - rät zumindest eine, die beim Maitanz mit den Wells schon mal Sternchen gesehen hat. Es war trotzdem Wellness pur.

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