"Me too"-Debatte:Weinstein Company hebt Geheimhaltungsvereinbarungen auf

  • Die frühere Firma des Hollywood-Produzenten Harvey Weinstein will außerdem die Geheimhaltungsvereinbarungen aufheben, die Opfer und Zeugen bisher daran hindern sollten, über sexuelle Übergriffe zu sprechen.
  • Mehr als hundert Frauen, darunter zahlreiche Stars, werfen Weinstein vor, sie sexuell belästigt oder vergewaltigt zu haben.

Knapp ein halbes Jahr nach Bekanntwerden der ersten Missbrauchsvorwürfe gegen den Hollywood-Produzenten Harvey Weinstein hat dessen frühere Produktionsfirma Konkurs angemeldet. Die Weinstein Company gab am Montag zudem bekannt, die Geheimhaltungsvereinbarungen aufzuheben, die Opfer und Zeugen bisher daran hindern sollten, über sexuelle Übergriffe des Produzenten zu sprechen. Diese können damit ohne Sorge vor Klagen sprechen. Damit solle "allen Opfern Gerechtigkeit" widerfahren, erklärte die Weinstein Company.

Der oberste New Yorker Staatsanwalt, Eric Schneiderman, bezeichnete die Erklärung der Weinstein Company als "Wendepunkt in den Bemühungen, die zerstörenden Wirkungen von sexuellem Fehlverhalten am Arbeitsplatz anzusprechen". Die Aufhebung der Geheimhaltungsvereinbarungen werde "endlich diejenigen zu Wort kommen lassen, die zu lange mundtot gemacht worden sind".

Mit dem Konkursverfahren hofft die Firma nach eigenen Angaben auf einen "Neuanfang". Mit dem Investor Lantern Capital Partners wurde eine Grundsatzvereinbarung über den Kauf von Anteilen des Unternehmens getroffen. Ein Konkursgericht muss dem aber noch zustimmen. Es sollten so viele Jobs wie möglich bewahrt werden, sagte Harvey Weinsteins Bruder Robert, der inzwischen an der Spitze der Weinstein Company steht.

Harvey Weinstein war kurz nach Bekanntwerden der ersten Missbrauchsvorwürfe im Oktober von seiner Produktionsfirma entlassen worden. Inzwischen werfen ihm mehr als hundert Frauen, darunter zahlreiche Stars, vor, sie sexuell belästigt oder vergewaltigt zu haben. Weinstein beteuert bis heute, keine sexuelle Gewalt gegen Frauen angewandt zu haben. Die Polizei ermittelt zwar in einer Reihe von Fällen, hat Weinstein bislang aber nicht formell beschuldigt. Staatsanwalt Schneiderman kündigte eine Untersuchung zu der Frage an, warum dies bislang noch nicht geschehen ist. Die Frauenrechtsgruppe "Time's Up" hatte eine solche Prüfung gefordert und insbesondere dem Bezirksstaatsanwalt von Manhattan, Cyrus Vance, Versäumnisse vorgeworfen.

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