Walter Moers im Museum:Oberhausen huldigt dem Arschloch

Seine Figuren sind mal obszön und provokant, mal knuddelig und kindgerecht: Walter Moers ist der Erfinder von Comics wie dem "Kleinen Arschloch" oder TV-Stars wie Käpt'n Blaubär. Jetzt bekommt er erstmals eine eigene große Ausstellung. In Oberhausen wird das Arschloch zur Kunst.

"Nicht geeignet für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren", warnt ein Schild ahnungslose Eltern am Aufgang zur Comic-Ausstellung mit den Werken von Walter Moers. Auch im Kunstmuseum Ludwiggalerie Schloss Oberhausen rechnet die Kuratorin der Ausstellung, Christine Vogt, mit Besucherreaktionen auf die deftigen und provokanten Darstellungen des 1957 in Mönchengladbach geborenen Autodidakten.

Ausstellung 'Die 7 1/2 Leben des Walter Moers'

Arschloch-Porno: Auch diese Darstellung aus dem bunten Leben des kleinen Arschlochs wird in Oberhausen dem sicherlich interessierten Publikum präsentiert.

(Foto: dapd)

Mit seinen Figuren hat der Autor und Zeichner Walter Moers bei vielen seiner Fans längst Kultstatus erreicht. Nun widmet sich in Oberhausen erstmals eine Kunstausstellung seinem Werk. Mehr als 100 meist noch unveröffentlichte Skizzen und Bilder des eigenwilligen Künstlers sind vom 25. September bis zum 15. Januar 2012 bei der Ausstellung "Die 7 1/2 Leben des Walter Moers" zu sehen. Ausstellungskuratorin Vogt verspricht großen und kleinen Besuchern eine Begegnung mit einem "grandiosen Zeichner" und "großen Künstler des Minimalismus".

Die Entscheidung, ob das Werk von Walter Moers dem eigenen Nachwuchs zuzumuten ist, wolle das Museum übrigens ganz den Eltern überlassen, sagte Vogt. In der Vergangenheit hatten vor allem die Zeichnungen rund um die Comic-Figur "Das kleine Arschloch" immer wieder die Gemüter erhitzt. Moers zog damit nicht nur den Unmut der Kirche, sondern auch wegen sexuell eindeutiger Darstellungen den Unmut des Jugendschutzes auf sich. Für seine Figur "Adolf, die Nazi-Sau" soll er Drohungen aus der rechtsradikalen Szene erhalten haben.

Die Oberhausener Ausstellung feiert den öffentlichkeitsscheuen Künstler als Zeichner mit einer schier unerschöpflichen Fantasie und einem Werk voller literarischer und kunsthistorischer Anspielungen. Unter dem Titel "Arschloch in Öl" werden etwa Persiflagen großer Werke der Kunstgeschichte präsentiert. Mit einem "betenden Hasen" wird dabei Albrecht Dürer ebenso auf die Schippe genommen wie Henri Matisse, dem ein wilder "Tanz nach Absinthgenuß" zugeschrieben wird.

"Richtig süß" findet Kuratorin Vogt dagegen das Frühwerk des Künstlers mit Figuren wie dem "Toaster-Drachen" und natürlich "Käpt'n Blaubär". Für den berühmten Seebären aus dem Kinderfernsehen haben die Ausstellungsmacher einen eigener Raum in einem der Flügel des Schlosses reserviert. Große und kleine Blaubär-Fans können dort in einem Film die Dreharbeiten zu den "Käpt'n Blaubär"-Sendungen verfolgen und Original-Puppen bestaunen. Für die Herstellung der stets knallroten "Käpt'n Blaubär"-Pullover gibt es eine eigene Strickmaschine, sagte die Kuratorin.

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