Vorschlag-Hammer:Uncoole Unterhaltung

Die Neunzigerjahre waren zwar derart uncool, aber sie waren nun mal das Jahrzehnt unserer Teenagerzeit. So empfinden das zumindst die Autoren des Buchs "Wir Kinder der 90er"

Kolumne von Christiane Lutz

Die Neunziger, das betonen Menschen meines Alters immer wieder gern, sind ein völlig unterschätztes Jahrzehnt. Ja gut, nie zuvor und nie mehr danach waren Musik und Mode jegliches Gefühl für Stil abhanden gekommen. Man hängte sich Plateau-Schuhe an die Füße, streckte auf Fotos die Zunge raus, warf sich auf elektrisierende aufblasbare Sessel und hörte dazu einen Hit von "DJ Bobo" oder "Die Schlümpfe" von der aktuellen "Bravo Hits". Aber hey, in den Achtzigern cool gewesen zu sein oder gar in den Siebzigern, das konnte ja jeder. Die Neunziger waren zwar uncool, aber sie waren nun mal das Jahrzehnt unserer Teenagerzeit. So empfinden das auch die Autoren des Buchs Wir Kinder der 90er, aus dem sie am 30. November in der Buchhandlung Isarflimmern lesen und von vergangenen Hypes und modischen Peinlichkeiten berichten. Große Unterhaltung verspricht auch die Performance Chaosgeräusche der Berliner Gruppe "Hysterisches Globusgefühl" (Samstag, 18., Sonntag, 19. November, 20 Uhr, Pathos). Die Mitglieder sagen von sich selbst, dass sie "antike Schnapsideen aus Sophokles' Antigone mit bierschäumenden Wutanfällen zu einer blutigen Theaterschlacht der Extraklasse" vereinen.

Wem Theaterschlacht fürs Wochenende etwas zu wild klingt, der sollte sich den Auftritt der Hochzeitskapelle in der Goldmarie anschauen (Freitag, 17. November) und dabei eines der leckeren Gerichte dort essen. Bei der Hochzeitskapelle sind, das wissen inzwischen echt alle, die beiden Acher-Brüder dabei, die sonst mit The Notwist sehr erfolgreich Musik machen. Mit dieser Band übrigens kuratieren die Kammerspiele auch in diesem Jahr wieder die Alien Disco - ein kleines Musikfestival im Theater. Diesmal sind wieder handverlesene Bands dabei: das isländische Streichquartett Amiina, die Münchner Elektro-Pop Band Ms. John Soda oder die Melancholiker Vanishing Twin. Bis zum Wochenende vom 15. und 16. Dezember, wenn das Festival stattfindet, ist es zwar noch eine Weile hin, aber es soll sich keiner beschweren, er habe mangels alternativer Angebote DJ Bobo und die Schlümpfe hören müssen.

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