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"Kalotten und Marotten" - es gibt Ausstellungstitel, die machen mich neugierig, gerade weil sie so gar nichts über den Inhalt verraten

Von Sabine Reithmaier

Manchmal, aber eher selten haben Ausstellungen Titel, die mich ungeheuer neugierig machen. "Kalotten und Marotten" zählt dazu, nicht bloß weil es sich reimt, sondern weil es so überhaupt nichts verrät über seinen Inhalt. Kalotten - so hießen früher die kleinen Käppchen, die Papst oder Bischöfe tragen. Um die geht es aber nicht in der neuen Ausstellung des Alf-Lechner-Museums, sondern um den ebenfalls so genannten gekrümmten Teil der Oberfläche einer Kugel. Lechners Kalotten sind massive Körper, geschmiedet und ganz unterschiedlich groß. Einzeln oder in Gruppen ebenerdig formiert erwecken sie den Eindruck, als wäre ihr nicht sichtbarer Abschnitt einfach im Boden versunken. Marotten dagegen nennt der Stahlplastiker die dünnwandigen, an Reliefs erinnernden Flächen, die gerahmt im Raum stehen. Jede Plastik anders und eigen. (Alf-Lechner-Museum, Ingolstadt, bis 26. März 2017).

Gelegentlich klingen Ausstellungstitel recht harsch. "Befolgen Sie unsere Befehle" fordert das britische Künstlerduo Nick Rowe und Ian Rawlinson in seiner ersten deutschen Einzelausstellung in Memmingen. Die beiden setzen sich in ihren multimedialen Arbeiten mit der Rhetorik der Macht und der Sprache von Autorität auseinander (bis 16. Mai, Mewo-Kunsthalle Memmingen). Sicher sehr spannend, genauso wie "Luther reicht nicht!" Dort geht es nicht um die Thesen des Theologen, sondern um die Frage, wie sich der Luthersche Geist der Reform und des Hinterfragens in der aktuellen Kunst weiterdenken lässt. Antwort geben in Kaufbeuren 80 Werke aus Malerei, Plastik, Fotografie und Videokunst, größtenteils von etablierten Vertretern der Gegenwartskunst. Wie sie ikonografische Traditionen hinterfragen und neue Perspektiven im künstlerischen Umgang mit Glaube und Spiritualität entwickeln, verdeutlicht anschaulich die Notwendigkeit andauernder Reformen. In der Kunst übrigens genauso wie im Glauben (bis 22. Mai, Kunsthaus Kaufbeuren).

© SZ vom 19.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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