Vorschlag-Hammer:Lebkuchenkultur

Man sollte sich den Advent nicht mit Kulturterminen vollballern, damit genug Zeit bleibt fürs Kranzbinden oder Glühweintrinken. Ein paar Veranstaltungen allerdings sind vormerkenswert

Kolumne von Christiane Lutz

Während der Adventszeit ist es notwendig, sich in die richtige Stimmung zu bringen. Und die heißt Vorweihnachtsstimmung, eine Mischung aus Besinnlichkeit und Vorfreude also. Auf keinen Fall darf Stress in der Stimmung vorkommen, und wenn doch, muss der ganz schnell wegbesonnen werden. Manchen gelingt das, indem sie in Eiseskälte auf Weihnachtsmärkten herumstehen und sich die Hände an der Glühweintasse verbrennen, andere bevorzugen die Ruhe zuhause, zu der sie Bachs "Weihnachtsoratorium" rauf und runter laufen lassen. Wenn's hilft. Ums Abendprogramm muss sich währender kommenden Wochen niemand bemühen. Einladungen zum Adventskranz-Binden, "Tatsächlich Liebe" schauen und zum Weihnachtslieder singen trudeln ganz von allein ein, was wunderbar ist. Man sollte sich den Advent von daher nicht mit Kulturterminen vollballern, damit genug Zeit bleibt, fürs Kranzbinden oder am Glühwein kleben bleiben. Dieser Text könnte also hiermit mit einem fröhlichen: "Schönen Advent, essen Sie Lebkuchen!" enden. Allerdings sind wir hier ja angetreten, ein paar Lebkuchen in Terminform zu verteilen. So sei es:

Die beste Party diese Woche wird mit Sicherheit die 50 Jahre Trikont-Feier (30. November, Feierwerk). Trikont, Sie wissen schon, jenes feine Münchner Label, bei dem so tolle Bands wie Mrs. Zwirbel und Kofelgschroa ihre Platten machen. Trikont wird also schon 50 und zum Geburtstag treten zum Beispiel Attwenger und die Zitronen Püppies auf. Am 14. Dezember besteht noch einmal die Möglichkeit, Thomas Struth im Künstlergespräch zu hören (19 Uhr, Haus der Kunst). Dessen Fotos sind großartig. Vor allem jene, auf denen er Museumsbesucher vor einem Kunstwerk fotografiert hat, wo häufig ganz lustige Parallelen entstehen. Wer die Ausstellung also noch immer nicht gesehen hat: rein da. Auch beim Lovelace kann man immer mal vorbeigucken. Das Hotel hat sich in den vergangenen Monaten zu einem richtig guten Veranstaltungsort entwickelt, am 29. November findet eine Lesung aus dem Magazin Reportagen statt. Schauspieler lesen "Sotschis Soundtrack" von Dmitrij Gawrisch, einen theatral-journalistischen Text über Sotschi, den mit 150 Kilometern längsten Kurort der Welt. Und weil das Lovelace nicht nur Reportagen liebt, sondern auch die SZ ganz gut findet, dürfen wir auch immer mal wieder rein, so am 6. Dezember für Asozial? Egal. Ein Abend, an dem ein paar Kollegen über die Gier der Großkonzerne sprechen, die sie in den Paradise Papers enthüllt haben. Wem das zu hart ist: Der Weihnachtsmarkt ist ja gleich um die Ecke.

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