Vorschlag-Hammer:Kunst und Wirkung

Über Theaterstücke kann ich mich dann und wann maßlos aufregen - manchmal aber lässt das Leben jeden Streit über Texte absurd erscheinen

Kolumne Von Karl Forster

Vor ein paar Tagen hatte ich eine heftige Diskussion über ein Theaterstück, in die ich mich so verbohrte, dass man schon ums leibliche Wohl meines Gesprächspartners fürchten musste, Glas ging zu Bruch, jessas. Und das alles nur, weil ich "Junk" von Ayad Akhtar für ein blödes Stück halte, das zwar viel Hype auslöst, aber nichts erklärt. Es erzählt einen historischen Vorgang an der Börse in den Achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts, mit immens viel Aufwand, aber ohne Erkenntnisgewinn. Vielleicht bin ich auch zu blöd, um Börsenvorgänge zu kapieren. Aber damit bin ich, glaube ich, nicht allein. Wie auch immer, am nächsten Tag war ich selbst verwundert, wie man sich über so etwas derart aufregen kann. Es ist zwar schön, dass dies passiert, sonst wäre Kunst ja letztlich ohne Wirkung, aber naja, es gibt halt auch andere Wirkungen.

Angesichts dessen, was uns gerade in der Redaktion maßlos erschüttert, der tragische Verlust unseres wunderbaren Lokal- und Bayernteil-Chefs Christian Krügel, ist es völlig absurd, sich über einen Theatertext zu echauffieren.

Es funktioniert auch nicht, in der Kunst Trost finden zu wollen, obwohl dieser Gedanke vielleicht im Sinne von Christian Krügel sein könnte. Wie soll das aussehen? In dem man sich am 2. Mai Mozarts Requiem mit dem Münchner Motettenchor und den Münchner Symphonikern anhört? Dazu fehlt mir der Glaube, jetzt erst recht. Vielleicht besser zum Mozartfest nach Augsburg, weil man dort vom 4. Mai an an zauberhaften Orten Musik hören und die Welt vergessen kann, Orte übrigens, an denen schon Papa Mozart Leopold Musik gemacht hat. Aber das ist eh klar, sonst gäbe es das Festival vermutlich nicht. Nur im schönsten Saal war Leopold nicht, im Kurhausparktheater Göggingen, das gab's damals noch nicht.

Also weiß ich letztlich nichts zu empfehlen, deshalb ein anderer Hinweis: Zwei Theaterarbeiten, die das Pathos Theater in München koproduziert und hier gezeigt hat, avancieren gerade zu nationalen Erfolgen. "Eurydike" von Evelyn Hribersek ist für den deutschen Computerspielpreis nominiert (ja!) und läuft in Stuttgart am Theater Rampe, "Pink Money" von Antje Schupp ist zu den "Shifting Perspectives" des Berliner Theatertreffens und zum "Impulse Theater Festival" in Mülheim eingeladen. Es gibt also erfolgreiche Stücke, die gar nicht blöd sind.

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