Vorschlag-Hammer:Heilige Nacht, alles kracht

Ein Halleluja darauf, dass wenigstens die lamettalastige Wunderwelt des Pop Weihnachten feiert, als gäb's kein Ostern mehr. Münchner Rocker wie "Schandmaul" oder die "Killerpilze" laden alle Jahre wieder sentimental zu Adventskonzerten ein

Von Michael Zirnstein

Um keinen auszuschließen oder spirituell einzuschüchtern, heißen Christkindlmärkte heutzutage Winterdorf, Märchenbasar, Mittelalterspektakel oder Tollwood. Ein erzkatholisches Halleluja darauf, dass wenigstens die lamettalastige Wunderwelt des Pop Weihnachten feiert, als gäb's kein Ostern mehr. Münchner Rocker wie Schandmaul (17. Dezember, Zenith) oder die Killerpilze (17., Backstage) laden alle Jahre wieder sentimental zu Adventskonzerten ein, die Emil Bulls machen aus ihrer Weihnachtsfeier gar einen zweitägigen "X-Mas Bash" mit Krawall-Krampussen wie Alaska oder Burning Down (16. und 17. Dezember, Tonhalle). Aber im Pop gibt es nicht nur Singsang, sondern auch das Zubehör. Wer etwa noch ein Präsent für sein hyperaktives Kind sucht, für den haben die Hip-Hopper Moop Mama was: ein BMX-Rad, auf welchem sie höchstselbst durch Deutschland und bis ins Fernsehen gestrampelt sind. Dabei haben es befreundete Musiker straßengang-mäßig bekritzelt, zum Beispiel Limp Bizkit, Massive Attack, Skunk Anansie, Sportfreunde Stiller, Joko & Klaas. Garantiert ein Einzelstück, das zugunsten der Flüchtlings-Helfer "Bellvue di Monaco" versteigert wird. Einfach auf Ebay nach Moop Mama suchen, da findet man vielleicht auch noch Graumarkt-Karten für das ausverkaufte Konzert am 17. Dezember in der Muffathalle, für die Zusatz-Show am 18. gibt es noch offiziell Tickets.

Wer eher das klassische Weihnachts-Liedgut schätzt, wird ebenfalls reich beschenkt. Stille Nacht & Co. kommen in unterschiedlichstes Klangpapier gewickelt daher, mal reich verziert vom Allzweck-Orchester Fink & Steinbach mit Chor, Streichern und Bläsern (10., Herkulessaal), mal schlicht am Piano (10., Freies Musikzentrum). Es gibt sie weltmusikalisch (Quadro Nuevo und Münchner Symphoniker, 13., Philharmonie), swingend (Merry Jazzmas!, 16. und 18., Deutsches Theater), soulig (Sweet Soul Christmas Revue, 21., Philharmonie), mit der Rute (Metallic X-Mass mit Sodom, 26., Backstage) und irisch vom Kelly-Family-Spross Angelo samt seiner eigenen Kinderschar (9., Herkulessaal). Apropos Irland: Das Munich Irish Network bringt am 11. Dezember in der St.-Ludwigs-Kirche Künstler wie Frances Lucey, Renate Dienersberger, Adas, Paul Daly und die Ensemble der irischen Vereine Münchens zusammen, um für krebskranke Kinder zu musizieren.

Nicht ganz so heilig wird es zugehen, wenn die Münsteraner Gruppe Erdmöbel am 8. Dezember ihre "Jahresendlieder" in der Milla spielt. Man sollte sich aber nicht von der HornbrillenIronie und Zeilen wie aus ihrem "Last-Christmas"-Cover täuschen lassen: "Weihnachten, ist mir doch egal, ich bin zwei Karat Kaugummiautomat. Schenk mir, ohne Papier, mein billiges, billiges Herz." Wer seit 2007 Advent für Advent selige Weihnachts-Hits komponiert, lässt die Krippe im Winterdorf.

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