Vorschlag-Hammer:Gesang mit Erkenntnis

An diesem Samstag und Sonntag singt Daniel Behle Schuberts "Schwanengesang". Das ist aber nur ein kleiner Teil einer herrlichen Wahrheit. Denn das Konzert ist viel mehr als ein Liederabend, das kann man ganz leicht so sagen, denn es gab vor gut einem Jahr schon einmal eine ganz ähnliche Veranstaltung der Kammeroper München

Kolumne von Egbert Tholl

Diesmal gibt es wieder eine echte Empfehlung: An diesem Samstag und Sonntag singt Daniel Behle Schuberts "Schwanengesang". Das ist aber nur ein kleiner Teil einer herrlichen Wahrheit. Denn dieses Konzert ist viel mehr als ein Liederabend, das kann man ganz leicht so sagen, denn es gab schon einmal eine ganz ähnliche Veranstaltung der Kammeroper München. Vor gut einem Jahr sang Behle Schumanns "Dichterliebe" am selben Ort, im großen Hörsaal der Anatomischen Anstalt der Ludwig-Maximilian-Universität in der Pettenkoferstraße 11, das Orchester der Kammeroper begleitete ihn, Alexander Krampe hatte für diesen Anlass wieder einmal umwerfend schöne Arrangements geschrieben, in denen er die Klavierbegleitung für ein kleines, farbenreiches Orchester übersetzte. Nun ist dieser Raum, der Hörsaal, für sich allein schon eine Sensation, wie ein historisches Filmset. Dazu kommt, dass nicht einfach nur Behle sang, so wie er jetzt auch nicht allein ist. Damals hörte man interessante Dinge über die Syphilis, dem Ort entsprechend. Nun wird die stets fabelhafte Lisa Wagner Texte rezitieren, und Peter Reilich kümmert sich um die medizinischen Exkurse. Unbedingt hingehen, jeweils um 19 Uhr.

Diese Kolumne ist eine Kolumne, weil sie eine Kolumne ist. Das heißt, sie ist keine hermeneutische Seminararbeit, auch wenn das manchmal Leser nicht so ganz verstehen, Tschuldigung. Vielmehr ist sie Ausdruck sehr persönlicher Erlebnisse, Erfahrungen, Vorlieben. Deshalb möchte ich ein Erlebnis erzählen. Vor ein paar Tagen fuhr ich mit dem IC-Bus nach Zürich - mit dem Bus deshalb, weil die Zugverbindung auf dieser Strecke eine Kette singulärer Ereignisse ist. Kurz vor der Grenze nach Österreich fuhr auf einmal ein ziviles Polizeifahrzeug vor dem Bus, dirigierte diesen auf einen entlegenen Parkplatz, Beamte in Zivil, aber mit Polizeiverkehrswesten kamen in den Bus, sammelten alle Ausweise ein, verschwanden mit diesen, kehrten nach geraumer Zeit wieder zurück, verteilten die Ausweise, das war's. Da fragte ich einen der Ausweiseinsammler, was diese Aktion denn solle. Antwort: "Nnlsschääng persntroll." Nach mehrmaligen Nachfragen begriff ich, das dies eine "anlassunabhängige Personenkontrolle" sei. Ich wollte sehr dringend nach Zürich, deshalb verkniff ich mir die Frage, ob eine Maßnahme ohne Anlass nicht Willkür sei.

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