Vorschlag-Hammer:Ein Stern im Wirtshaus

Wirtshäuser sollte man niemals gering schätzen. Zwar gibt es jede Menge ranziger Boazn, keine Frage, in denen der Schweinsbraten aus industrieller Tierfertigung stammt und nur noch mittels Weichmacher halbwegs genießbar gemacht wird. Aber das Wirtshaus ist nicht selten auch die Keimzelle höherer Genüsse

Von Franz Kotteder

Wirtshäuser sollte man niemals gering schätzen. Jeder, der gerne gut isst, dürfte diesen Satz sowieso unterschreiben. Zwar gibt es jede Menge ranziger Boazn, keine Frage, in denen der Schweinsbraten aus industrieller Tierfertigung stammt und nur noch mittels Weichmacher halbwegs genießbar gemacht wird. Aber das Wirtshaus ist nicht selten auch die Keimzelle höherer Genüsse. Viele Sterneköche haben ihren Beruf in grundsoliden Wirtshäusern gelernt. Hans Haas vom Tantris zum Beispiel, oder Ali Güngörmüs vom Hamburger Le Canard Nouveau und vom Münchner Pageou. Güngörmüs hat seine Lehre im Wirtshaus am Rosengarten beim Westpark gemacht. Ehrensache, dass er dort vor einigen Jahren dann auch einmal einen Gala-Abend ausgerichtet hat.

Seither gibt es dort einmal im Jahr die Veranstaltung "Sterneköche im Wirtshaus am Rosengarten". Vergangenes Jahr war Alexander Hermann zu Gast, und am kommenden Samstag kocht dort nun der Essener Nelson Müller, als Fernsehkoch im ZDF bundesweit bekannt, groß auf. Und "groß" ist in diesem Falle wirklich so gemeint, denn das Menü umfasst sieben Gänge. Es fängt ganz harmlos an mit gebeiztem Saibling nebst geeister Gurke, Rotkohlsud und eingelegten Radieschen sowie einer Brunnenkressesuppe. Doch dann folgen in strammer Folge Winter-Kabeljau, Schweinebauch mit Langustino, Lamm "Gärtnerin Art" und Kalbsbäckchen. Da fehlt dann nur noch zum Abschluss obendrauf ein Grießkrapfen mit Rhabarber, Mascarponeschaum und Mandelkrokant-Eis. Gut, dass wir noch Fastenzeit haben: Man möchte nicht wissen, was Müller sonst noch alles aufgetischt hätte (Samstag, 5. März, pro Person 129 Euro, Beginn 18 Uhr, Westendstraße 305, Reservierung unter Telefon 57 86 93 00).

Essen allein macht noch nicht glücklich, wohl deshalb gibt es in München so viele Weinmessen. Die nächste, die Vinessio Weinmesse München, feiert heuer ihr zehnjähriges Bestehen und findet an diesem Wochenende wieder im Zenith statt; von zwölf Uhr mittags an kann man mehr als 180 Winzer und Erzeuger aus Deutschland, Österreich und Italien kennenlernen. Es gibt auch drei Sonderschauen über die Weinregionen Südliche Weinstraße, Steiermark und Niederösterreich. Wem der Wein nicht genug sind, der kann (gegen Extra-Eintritt) in der Whiskey-Lounge Whiskey verkosten, es sind aber auch Seccos und Edelbrände, Essig und Öle sowie Wurst- und Käsespezialitäten im Angebot (Zenith, Lilienthalallee 29, Samstag und Sonntag, 5. und 6. März, Eintritt an der Tageskasse zwölf Euro, im Vorverkauf zehn Euro, www.weinmesse-muenchen.de).

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