Vorschlag-Hammer:Ausufernde Theaterbesuche

Schon aus beruflichen Gründen sind Theaterbesuche zu einer Konstante in meinem Alltag geworden. So selbstverständlich wie das Abendessen, das Zähneputzen und der Griff zum Smartphone. Und natürlich hat der Theaterbesuch dadurch ein wenig von seinem Zauber verloren

Kolumne von Christiane Lutz

Als ich noch nicht beruflich ins Theater ging, sondern ausschließlich als Fan dort unterwegs war, habe ich jeden Besuch zelebriert. Erst die Vorstellung sorgfältig auswählen, dann eine Begleitung finden, Karte kaufen, manchmal sogar für die Karte anstehen, mich ordentlich anziehen, vor dem Theater noch gemeinsam Abendessen und danach natürlich noch was trinken gehen. Das war sehr aufregend. Das kann ich mir heute nicht mehr leisten. Ich wäre nur noch mit ordentlich anziehen und trinken beschäftigt, so oft, wie ich ins Theater gehe. Theaterbesuche sind zu einer Konstante in meinem Alltag geworden. So selbstverständlich wie das Abendessen, das Zähneputzen und der Griff zum Smartphone.

Natürlich hat der Theaterbesuch dadurch ein wenig von seinem Zauber verloren. Es war ja auch schön, sich wochenlang auf eine Vorstellung zu freuen, das Ticket an die Pinnwand zu heften und noch schnell eine neue Strumpfhose für die Premiere zu kaufen. "Theater ist kein Event. Ins Theater geht man", sagt ein lieber Freund, der mich regelmäßig begleitet. An ihm schätze ich am meisten, dass er maximal zehn Minuten vor Vorstellungsbeginn angeradelt kommt und fünf Minuten nach Vorstellungsende schon wieder weggeradelt ist. Danach einen trinken gehen könnten wir immer, tun wir aber nie. Das ist die stille Übereinkunft unserer Freundschaft.

Diese ausufernden Theaterbesuche (zahlenmäßig ausufernd, nicht ausschweifend) führen aber dazu, dass ich kaum mehr Zeit für etwas anderes habe, was man abends so tun könnte. Konzerte! Kino! Kneipenabende! Ach! Ich würde zum Beispiel sehr gern zum Jetzt-Kneipenabend der Kollegen von jetzt.de gehen (Samstag, 24. März, 20 Uhr, Heppel & Ettlich), wo es schöne Texte zu hören und höchstwahrscheinlich Freibier geben wird. Oder kommende Woche zum Konzert von Olli Schulz in der Muffathalle (es gibt noch Tickets für das Konzert am Mittwoch, 28. März). Schulz macht nicht nur Musik, sondern gemeinsam mit Jan Böhmermann den Podcast Fest & Flauschig, den ich gern montags auf dem Weg zur Arbeit höre. Ich muss dabei immer mindestens einmal so laut lachen, dass mein Gegenüber in der Bahn erschrickt oder mich für bekloppt hält. Podcasts krieg ich noch einigermaßen unter neben dem vielen Theater - die sind ja kein Abendtermin. Ob ich das unterkriege, ist allerdings fraglich. Denn am 28. März könnte man auch ins Lovelace gehen, wo der Schauspieler Leon Pfannenmüller den Telepolis Salon veranstaltet. Ein Abend zum Thema "Klimawandel - Müde von der Apokalypse" mit Max Uthoff und Dietrich Krauß von "Die Anstalt" und dem Fernseh-Wettermenschen Sven Plöger. Leon Pfannenmüller machte bis zum Sommer noch "Die große Schau" im Volkstheater, sein neue Format könnte ähnlich unterhaltsam werden.

Übrigens habe ich es kürzlich doch mal wieder ins Kino geschafft, in den Achtzigerjahre-Italo-Sommerfilm Call Me By Your Name - herzerreißend! Ich hatte am Tag vorher schon mein Ticket reserviert, war 45 Minuten vor Beginn am Kino, kaufte Eis und Rhabarberschorle. Es war sehr aufregend.

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