Vorschlag-Hammer:Alles gesagt

Wenn Popmusiker reden, kommen dabei nicht unbedingt die intelligentesten Dinge ans Licht. Dann und wann allerdings offenbaren sich ganz besondere Weisheiten

Von Jakob Biazza

Zum latenten Bedeutungsverlust des Pop gehört ja auch, dass kaum noch jemand Musiker-Zitate für relevant hält. Man muss das nicht unhinterfragt schlimm finden. Nur, weil jemand gute Songs schreiben kann, heißt das ja noch lange nicht, dass er auch schlaue Dinge zu sagen hat. Ein bisschen schade ist es aber natürlich trotzdem. Was man Musikern schließlich dringend zugestehen sollte, ist eine gewisse Nähe zu Fragen, mit denen sich der durchschnittliche Nine-to-five-Bürger nicht oft beschäftigt.

Slash etwa, wieder Gitarrist bei Guns N' Roses (13. Juni, Olympiastadion), ist in diesem Zusammenhang ein weithin unterschätzter Quell der Weisheit. Seinem Biografen diktierte er 2008 unter anderem diese für den Alltag doch durchaus praktische Erkenntnis über die Vorteile von Lederhosen: "Wenn man sich darin anpisst, ist das nur halb so schlimm wie in Jeans" (wobei das englische Originalzitat "they're more forgiving than jeans" doch einen Hauch mehr Distinktion hat). Womit nun wenigstens schon einiges über den so gigantisch schmutzigen Rock - die Band selbst spricht gerne von "Shotgun Blues" - seiner Formation gesagt ist.

Am meisten Spaß machen Musiker aber natürlich, wenn sie über andere Musiker reden: Oasis' Liam Gallagher ("Rock im Park", 2.-4. Juni) schaffte es zum Beispiel gerade erst wieder, in nur einem Tweet seinen Bruder Noel (vorerst leider nur in Berlin zu sehen) als "Mädchen" und Damon Alban, Frontmann der Gorillaz (11. November, Zenith), als "Großmaul" zu bezeichnen. Till Lindemann (mit Rammstein auch bei "Rock im Park") klagte vor einiger Zeit, wie schwer er mit seinen Kindern gestraft sei. Die würden nämlich den ganzen Tag Coldplay (6. Juni, Olympiastadion) hören. Weil es mehrere solcher Angriffe gab, bedankte sich deren Sänger Chris Martin beim Publikum tatsächlich irgendwann dafür, "dass ihr unsere Fans seid, obwohl ihr so viele blöde Sprüche aushalten müsst". Und Dave Wyndorf, Frontmann von Monster Magnet (2. Juni, Backstage), mit dem sich der Kreis schließt, sagte mal über Oasis, sie hätten zwar einige gute Lieder, "aber ich hasse Musiker, die auf der Bühne nicht schwitzen". Und damit ist dann ja auch alles gesagt.

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