Vorschlag-Hammer:Achtung, Talente!

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Altvertrautes klingt wieder frisch, neu erlebt und glanzvoll vorgeführt - begabte junge Musiker zu entdecken, ist eine besondere Freude

Von Harald Eggebrecht

Es macht schon besonderen Spaß, einer jungen musikalischen Hoffnungsträgerin, einem animierenden Talent, einer großen Begabung zuhören zu können. Plötzlich klingt vermeintlich Altvertrautes wieder frisch, neu erlebt und glanzvoll vorgeführt.

Die Münchner Cellistin Raphaela Gromes, 25, ist so ein Talent, auf das man Acht geben muss und will: Untadelige Technik und Intonation, konzentriertes Spiel ohne störendes Gehampel und Grimassieren, das leider von vielen fälschlicherweise für Zeichen von Ausdruckswillen, seelischer Beteiligung oder kaum zu bändigendem Temperament gehalten wird. Noch dazu hat sie leichte, bewegliche Hände, mit denen sie Virtuosenstücke wie Bohuslav Martinůs "Variationen über ein Thema aus Rossinis "Moses-Oper" oder Mario Castelnuovo-Tedescos "Figaro"-Paraphrase mit Klavierpartner Julian Riem glamourös inszeniert. Manchmal schlägt der junge Puls so rasch, dass die Musik ein bisschen getrieben wirkt, so als habe die Cellistin zu wenig Zeit für die Gestaltung der Musik, das Ausspielen der Phrasen, etwa bei der großen F-Dur-Sonate von Brahms oder dem hochinteressanten Stück des Italieners Giuseppe Martucci.

Bei der gewissen Scheu vorm "Verweile doch, Du bist so schön!" möchte man manchen Supertalenten "Eile mit Weile" wie Till Eulenspiegel zurufen und an das Bonmot des großen Cellomeisters Janos Starker erinnern: "Die Komponisten haben sich große Mühe gemacht, die kleinsten Notenwerte hinzuschreiben. Da sollten wir mit gleicher Sorgfalt auf sie achten!"

Dessen eingedenk sollten wir am Sonntag (26. 11.) im Prinzregententheater Fazil Say und der Camerata Salzburg lauschen. Am Montag (27. 11.) schlägt der fulminante Cameron Carpenter seine Orgel in der Philharmonie. Am Dienstag (28. 11.) überschneiden sich leider die Termine: Die edle Arabella Steinbacher, Violine, spielt erstmals mit dem renommierten Nils Mönkemeyer, Viola, Mozarts Sinfonia concertante in der Philharmonie. Im Everding-Saal in Grünwald macht das Vision String Quartet Furore. Und es gibt da noch den Auftritt des 18-jährigen chinesischen Geigers Ziyu He in der Galerie Thomas; er ist gewiss eines der größten Talente unserer Zeit, musikalisch und technisch souverän, und brennend von jugendlichem Feuer.

© SZ vom 25.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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