Vorbericht:Schwierig Vaterland

TV-Gespräch 'Thadeusz' - Thomas Thieme

Thomas Thieme ist Stammgast beim Augsburger Brechtfestival.

(Foto: Karlheinz Schindler/dpa)

Joachim A. Lang leitet letztmalig das Augsburger Brechtfestival

Von Stefan Mayr, Yvonne Poppek, Augsburg

Bert Brechts Werk vermag die Gegenwart zu spiegeln. Davon ist der Leiter des Augsburger Brechtfestivals Joachim A. Lang überzeugt. Auch wenn sich Lang an der Biografie des berühmten Augsburgers entlanggehangelt hat, so war das Motto spätestens im vergangenen Jahr ein Treffer: "Exil". Aktueller ging es nicht. 2016 schließt Lang die biografische Reihe ab, das achttägige Festival vom 28. Februar bis 6. März mit etwa 50 Veranstaltungen widmet sich den letzten Jahren des Dichters und seiner Rückkehr nach Deutschland. Mit "Die Vaterstadt, wie empfängt sie mich wohl?" ist das Programm überschrieben. Auch diesmal soll es aktuell sein.

Die Gestalter des Festivals greifen dafür auf die bewährte Mischung aus Schauspiel, Konzerten, Diskussionen und popkulturellen Elementen zurück. Anders als in den Vorjahren wird es keine eigene Produktion des Augsburger Stadttheaters geben, dafür jedoch ist das Haus der Ort für die großen Gastspiele: So kommt das Berliner Ensemble mit der Brecht-Revue "Es wechseln die Zeiten. . .", das Ensemble Modern zeigt seine zuletzt bei den Salzburger Festspielen aufgeführte konzertante Version der "Dreigroschenoper", und das Deutsche Nationaltheater Weimar ist mit "Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui" eingeladen. "Arturo Ui" ist dort gleich zweimal zu sehen: Schauspieler und Musiker Christian Friedel zeigt seine Version zum Auftakt der obligatorischen "Langen Brechtnacht". Danach löst ihn die Schweizer Singer-Songwriterin Sophie Hunger auf der großen Bühne ab und gibt eines der Konzerte, die den Abend in der Innenstadt prägen sollen. Am Vorabend bereits spielen Element of Crime in der Kongresshalle.

Im Goldenen Saal ist Schauspieler Thomas Thieme - beim Brechtfestival fast schon ein Stammgast - gleich zweimal zu sehen: Er führt seine für Augsburg gemachten Abende "Baal" und "Galileo Galilei" zusammen. Und er diskutiert mit Meret Becker, Dominique Horwitz und Max Moor über Brecht. Die Verbindung zur Politik soll unter anderem der Diskussionsabend "Deutschland, schwierig Vaterland" sowie ein Theaterprojekt mit jungen Flüchtlingen schaffen; und, eher stadtpolitisch, die Inszenierung "Brechtburg - Die Stadtratssitzung" des Sensemble Theaters.

Mit dem Festival 2016 geht in Augsburg ein Abschnitt zu Ende: Es wird das letzte Brechtfestival unter der Leitung von Lang sein, das bekräftigte Kulturreferent Thomas Weitzel. Lang ist seit 2009 für das jährliche Festival verantwortlich. Wer neuer Chef wird, verrät Weitzel nicht. Offenbar hat er eine konkrete Person im Blick. Den Namen will er aber erst nach dem Festival 2016 bekanntgeben. Als potenzieller Kandidat wird der künftige Theaterintendant Andre Bücker gehandelt, der im Sommer 2017 die Geschäfte des Dreispartenhauses übernehmen wird. Aber als Leiter des Brechtfestivals scheidet er aus, weil man der Noch-Intendantin Juliane Votteler nicht den Nachfolger während ihrer Amtszeit vor die Nase setzen will. Dass bislang noch kein neuer Chef feststeht, könnte problematisch werden, da eigentlich mit der Planung für 2017 begonnen werden müsste. Weitzel gibt sich hierin aber gelassen. Muss er auch, denn die Abstimmung mit den Rathauspolitikern zieht sich noch hin.

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