Vorbereitung auf Olympia:Geschlossene Gesellschaft

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Unter Polizeischutz: Zhang Yimou, Großmeister des chinesischen Kinos, probt für die Olympia-Eröffnungszeremonie. Wird die Inszenierung so spekatuklär und poetisch wie seine Filme? Oder wird der "unpolitische" Regisseur zum Lakaien der Machthaber?

Susan Vahabzadeh

Noch können wir unserer Phantasie freien Lauf lassen, wie sie aussehen wird, die Eröffnungszeremonie für Olympia, die Zhang Yimou inszeniert.

Geheimnisvolles Wirken: Film- und Opernregisseur hat Zhang Yimou inszeniert die Eröffnungsfeier in Peking. (Foto: Foto: AP)

Wird es gigantische Blumenmeere geben wie in dem prachtvollen Palast in "Der Fluch der goldenen Blume"? Akrobatische Tänze, in denen Pingpong mit Steinen gespielt wird wie in "House of Flying Daggers"? Stürme aus Blumenblättern wie in "Hero"?

Wir werden's erst am 8. August erfahren, denn die Proben, mit denen Zhang Yimou, der Großmeister des chinesischen Kinos in Peking begonnen hat, sind hochgeheime Kommandosache. Sie finden unter größten Sicherheitsvorkehrungen statt, paramilitärische Polizeieinheiten schützen das Stadion vor den Zudringlichkeiten neugieriger Fotografen.

Es hat aber trotzdem einer geplaudert, der bei den Proben dabei war - Ric Birch, der die Zeremonien für die Olympiaden in Los Angeles, Barcelona und Sydney inszeniert hat und Zhang Yimou berät.

Birch hat China Daily ein Interview gegeben und dabei wenig verraten - "kraftvoll, stark, beeindruckend" werde es sein, Zhang Yimou werde sich treu bleiben. Was aber bei einem, der vom Special-Effects-Spektakel übers große Epos bis zum naturalistischen Autorenfilm schon alles gemacht hat, nicht sehr aussagekräftig ist.

Man müsse sich, so Birch, auf keinen Kulturschock gefasst machen, obwohl der Einfluss des Westens nur in der Musik und den Kostümen spürbar werde. Am schwersten werde es für Zhang Yimou werden, das eigene Volk zu begeistern - weil das immer so sei.

Zhang Yimou ist Ärger gewöhnt. Er nennt sich "unpolitisch", in seinen Filmen geht es zwar ums Wohlergehen der Chinesen - deswegen hat ihn die Filmgemeinde ja seinerzeit ins Herz geschlossen - aber welches System das herstellt, ist ihm schnuppe. Trotzdem wurde "Rote Laterne" in China 1991 verboten, "Hero" unterstellte man im Westen ein Bekenntnis zum chinesischen Imperialismus.

Sein Olympia-Wunschpartner Steven Spielberg hatte zwar, begeistert von der Aussicht auf Zusammenarbeit, erst einmal mitgemacht, ist aber noch vor der Tibet-Krise aus Protest gegen Chinas Außenpolitik in Sachen Sudan zurückgetreten - Mia Farrow hatte ihn schwer ins Grübeln gebracht mit der Bemerkung, er könnte als Leni Riefenstahl von Peking enden.

© SZ vom 17.7.2008/mst - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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