Von SZ-Autoren:Wolfgang Görl serviert Oskar Maria Graf

Der Schriftsteller Oskar Maria Graf war ein genauer Beobachter der Sitten, nicht zuletzt beim Essen. Der Germanist Waldemar Fromm und SZ-Redakteur Wolfgang Görl haben Grafs kulinarische Texte gesammelt.

Der Schriftsteller Oskar Maria Graf hat sich gern als bayerischer Kraftlackl und Urviech inszeniert, was mitunter den Blick auf die außerordentliche literarische Qualität seiner Romane und Erzählungen verstellt. Gewiss, in seinen Texten geht es oft sinnlich und derb zu, aber so ist eben die Natur seiner Figuren, die er mit famoser Beobachtungsgabe und sprachlicher Prägnanz schildert. In Grafs Geschichten wird eher gesoffen als getrunken, es kommen eher Würste als Austern auf den Tisch, und manchmal bleibt der Teller auch leer, weil der letzte Groschen versoffen ist. Wenn Grafs Figuren im Wirtshaus oder in der heimischen Küche hocken, geht es um viel mehr als nur um Kulinarisches. Da tun sich Welten auf, soziale Milieus, in denen mal Überfluss und mal die blanke Not herrscht.

Der Münchner Germanistikprofessor Waldemar Fromm und SZ-Redakteur Wolfgang Görl haben Grafs Werk nach Texten übers Essen und Trinken durchforstet. Ihr Buch führt die Leser zu kaukasischen Festgelagen wie in Schwabinger Boazn, in denen Hitler völkische Phrasen drischt. Illustriert sind die Geschichten mit galligen Zeichnungen, die der Regensburger Künstler Peter Engel angefertigt hat.

Waldemar Fromm, Wolfgang Görl (Hrsg.): Rausch und Völlerei. Geschichten rund ums Essen und Trinken von Oskar Maria Graf. Volk Verlag, München 2017. 208 S. mit vielen Zeichnungen, 20 Euro.

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