Von SZ-Autoren:Sebastian Herrmann über Krankheitswahn

Die Ängste um unser Wohlergehen wachsen. Was treibt eine Gesellschaft, der es so gut geht wie nie, in eine Spirale der Sorgen, fragt SZ-Redakteur Sebastian Herrmann.

Weizen? Ein übler und gefährlicher Stoff. Wer heute noch Vollkornbrot kauft, muss lebensmüde sein. Milch? Ein sicheres Ticket ins Verderben! Zucker? Eine Droge, ein weißes Gift, das die hilflosen Konsumenten in den Abgrund reißt. Das heißt, wenn sie vorher nicht an Elektrosmog, Lebensmittelzusätzen, zu viel Cholesterin oder einem der allgegenwärtigen Giftstoffe zugrunde gegangen sind. Warnungen und Ängste wie diese sind heute allgegenwärtig - ständig scheint unsere Gesundheit bedroht zu sein, rund um die Uhr leben wir in Angst um unser Wohlergehen. Was ist da passiert? Was treibt eine Gesellschaft, der es so gut geht wie noch nie in der Geschichte, in eine Spirale der Sorgen?

Sebastian Herrmann, Redakteur im Ressort Wissen, zeigt, dass es oft nicht die Dinge selbst sind, die uns krank machen: Es ist vielmehr die Angst um unsere Gesundheit, unter der wir leiden und die wirkliche Symptome hervorrufen kann. Dagegen anzukommen, ist schwer - denn unsere Psyche ist hochgradig anfällig für die vielen Warnungen und Sorgen, die täglich durch das Wartezimmer schwirren, das wir Alltag nennen. Wir sind gesünder als jemals zuvor, führen aber ein Leben als Patienten - sehr zur Freude der Industrie. Ein Aufruf zu mehr Gelassenheit.

Sebastian Herrmann: Der Krankheitswahn. Wir sind gesünder, als wir uns fühlen und die Industrie uns glauben lässt. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2015. 256 Seiten, 19,99 Euro. E-Book 15,99 Euro.

© SZ vom 28.05.2015 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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