Von SZ-Autoren:Joseph Hanimann über Charles Péguy

Der Kulturkorrespondent dieser Zeitung in Paris untersucht in seinem biografischen Essay aus dem zeitgeschichtlichen Kontext, warum Charles Péguy für uns anregend bleibt.

Sozialist und virulenter Kritiker der Sozialisten, gläubiger Katholik und keineswegs Kirchgänger, Intellektueller und Intellektuellenverächter, Hellseher und Schwarzmaler, all dies ohne Selbstwiderspruch: Der französische Dichter und Essayist Charles Péguy bleibt über die Distanz eines Jahrhunderts hinweg unser Zeitgenosse. Mit seiner Zeitschrift Les Cahiers de la Quinzaine führte er vor dem Ersten Weltkrieg in Paris eine Dauerdebatte über die gesellschaftliche Aktualität, in manchem Karl Kraus vergleichbar. Er verstand sich als Querläufer gegen die Epoche und regte an, eine "Partei der Unzeitgenossen" zu gründen. Er kam aus dem Volk und aus der Provinz. Die Volksstimme jedoch, die auf den Feldern, in den Fabriken und auf den Barrikaden noch zu hören war, sah er an den Wahlurnen und Amtsschaltern verstummt. Vor allem wandte seine Kulturkritik sich gegen die Obsession des ständigen Neumachens und die fixe Idee der Moderne, dass die Zukunft stets die Klügere sei und die Lösung für unsere Probleme schon wisse. Péguy lässt sich in keine politische Kategorie bringen, er war ebenso Anarchist wie Konservativer. Joseph Hanimann, Kulturkorrespondent der SZ in Paris, untersucht in seinem biografischen Essay, warum dieser Autor für uns anregend bleibt.

Joseph Hanimann: Der Unzeitgenosse. Charles Péguy - Rebell gegen die Herrschaft des Neuen. Carl Hanser Verlag, Edition Akzente. München 2017. 239 Seiten. 22 Euro. E-Book 16,99 Euro.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: