Von SZ-Autoren:"Herr der Gespenster"

Im kommenden Jahr jährt sich der Geburtstag von Karl Marx zum 200. Mal. Wer ihn liest, findet immer noch bestechende Analysen. Thomas Steinfeld setzt sich in seinem neuen Buch mit Marx' Gedanken auseinander.

Die Geschichte, könnte man meinen, habe Karl Marx widerlegt. Kaum jemand erwartet noch wie im 19. Jahrhundert die baldige Ankunft der Revolution, und der reale Sozialismus, in dem eine Gesellschaft wirklich werden sollte, die nicht vom Kapital regiert wird, ist längst vergangen. Über das Wirken des Kapitals kann man sich dennoch nicht beruhigen: Zu offensichtlich ist, mit welcher Gewalt die Gesellschaften nach seinen Gesetzen gestaltet werden, zu offensichtlich auch sind die Opfer, die dieses Wirtschaften fordert. Thomas Steinfeld, Kulturkorrespondent der SZ in Italien, hat Karl Marx vor dessen 200. Geburtstag (am 5. Mai 2018) noch einmal gelesen und bestechende Analysen unserer Wirtschaft gefunden: zur Gewalt, die das Geld auf den Menschen ausübt, zur Macht, die in Waren verborgen ist, oder zur Krise als einem Normalfall unserer Wirtschaftsform. Befreit von einer weltgeschichtlichen Mission, öffnet Marx' Philosophie uns die Augen für die Effekte des Kapitalismus, die unser Leben bestimmen, bis in sein Innerstes und ohne Ausnahme. Der "Herr der Gespenster" ist ein Buch, das sich in Form kurzer Essays mit den "Gedanken des Karl Marx" auseinandersetzt, und dabei ebenso die Welt ins Auge fasst, in der Karl Marx lebte, wie es die gegenwärtigen Verhältnisse in den Blick nimmt.

Thomas Steinfeld: Herr der Gespenster. Die Gedanken des Karl Marx. Carl-Hanser-Verlag, München 2017. 288 Seiten, 24 Euro, E-Book 17,99 Euro.

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