Von SZ-Autoren:Ein arabischer Retter

Als jüdischer Teenager überlebte Anna Boros den Holocaust mitten in Hitlers Hauptstadt - dank eines tapferen Arabers. Ronen Steinke erzählt diese Geschichte aus dem alten, arabischen Berlin.

Als jüdischer Teenager überlebte Anna Boros den Holocaust mitten in Hitlers Hauptstadt - dank eines tapferen Arabers. Er hieß Mohammed Helmy, balancierte ständig auf einem schmalen Grat zwischen Anpassung und Subversion, und er vollbrachte ein wahres Husarenstück, um die Gestapo auszutricksen. Als einziger Araber überhaupt ist er dafür in Israel von Yad Vashem geehrt worden. Der SZ-Politikredakteur Ronen Steinke erzählt diese Geschichte - und wirft damit ein Licht auf eine fast vergessene Welt: das alte arabische Berlin der Weimarer Zeit, das gebildet, fortschrittlich und in weiten Teilen alles andere als judenfeindlich war. Es treten auf: Else Lasker-Schüler, die jüdische Dichterin, die als arabischer Prinz verkleidet durch Berlin spazierte. Oder Hugo Marcus, der jüdische Geschäftsführer der ersten Berliner Moschee. 1925, als der erste Imam und sein Hilfs-Imam in der Stadt ankamen, hatten sie zur Untermiete bei einer jüdischen Familie gelebt, den Oettingers, und unter den Gästen bei den offenen Abenden der Moschee in Wilmersdorf waren dann so viele Juden, dass noch 1934 Gestapo-Spitzel berichteten, in dem muslimischen Gebetshaus gebe es "Unterschlupf und Absteigequartier für Kurfürstendammjuden".

Ronen Steinke: Der Muslim und die Jüdin. Die Geschichte einer Rettung in Berlin, Berlin Verlag 2017, 208 Seiten, 20 Euro.

© SZ vom 01.08.2017 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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