Virtuelle Welten:Abtauchen

Virtual Reality auf der i4c -Konferenz

Von Anna Steinbauer

Wer immer schon davon geträumt hat, ein Dalí-Gemälde zu betreten, hatte diese Woche dazu in der Akademie der Schönen Künste Gelegenheit. Dort konnte man im Rahmen der i4c-Konferenz in der interaktiven Virtual Reality Experience "HanaHana" der französischen Künstlerin Mélodie Mousset vielfingrige Gewächse aus der blutroten Wüstenlandschaft wuchern lassen und sich in der faszinierenden Traumwelt ans andere Ende teleportieren. Dazu musste man nur die VR-Brille aufsetzen und einen Steuerknüppel in die Hand nehmen, schon wurde man zum Bildhauer einer anderen Realität. Gleichzeitig war es im selben Raum in dem Realtime 3 D-Erlebnis "Virtual Bavaria" möglich, durch den tropischen Wintergarten Ludwigs II. auf dem Dach der Residenz München zu spazieren oder in der VR-Klanginstallation "Land of Clouds" den flüsternden Wolkengottheiten lauschen.

Seit 2016 organisiert das Bayerische Filmzentrum mit Partnern die i4c als internationale Konferenz. Auf Einladung der Akademie und in Kooperation mit dem Filmfest München fand sie dieses Jahr in den prunkvollen Räumen der Residenz statt und erlaubte einer größeren Öffentlichkeit, zwei Tage lang kostenlos einen interessanten Einblick in eine noch junge Kunstform. Das Programm wurde von Astrid Kahmke vom Bayerischen Filmzentrum mit der Kunsthistorikerin Tina Sauerländer entwickelt. Die sorgfältig kuratierte Ausstellung bot einen breiten Bilderbogen an künstlerischen Werken und Technologien: Von interaktiven Virtual Reality Experiences und Installationen, die die Eigeninitiative des Users durchaus begrüßen, über 360-Grad-Filme, bei denen man sich als Zuschauer zum Beispiel an der Grenzkontrolle in Ostjerusalem befindet, bis hin zu Augmented Paintings, die durch eine App auf dem eigenen Smartphone betrachtet werden können, tauchte - wer sich darauf einließ - in eine faszinierende Parallelwelt ein.

Diese Immersion ist das besondere und einzigartige an dem neuen Medium. Denn VR muss man erleben. Noch steckt die Kunstform in den Kinderschuhen, aber die Technologien entwickeln sich rasant fort. So baut der Kamerahersteller Arri gerade eine 360-Grad-Kamera für ein paar Millionen Euro. Zahlreiche Künstler und Filmemacher beschäftigen sich bereits mit Virtual Reality wie zum Beispiel der mehrfache Oscarpreisträger Alejandro Iñárritu, der 2017 einen Academy Award für seine VR-Installation "Carne y Arena" bekam.

Natürlich ist man bei einer VR-Experience allein, doch das ist man auch, wenn man im Museum ein Kunstwerk betrachtet. "Wir brauchen die visionäre Kraft der Künstler, um zu sehen, was mit der Technologie möglich ist," so Kahmke.

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