Verteidigungspolitik:Feldwebel forscht

Die russische Armee gründet zwei neue "Wissenschafts-Kompanien". Was sie erforschen, hält der Kreml geheim. Ein Offizier verriet aber schon mal, dass die Armeegeschichte militärisch kontrolliert werden soll.

Von Tim Neshitov

Geschichtsklitterung ist in Russland ein großes Problem, und es gibt dort seit Jahren eine Diskussion darüber, wie man dagegen kämpfen kann. Die Nachrichtenagentur Interfax meldete diese Woche, in der russischen Armee solle nun eine "Wissenschaftskompanie" gegründet werden mit der Aufgabe: "Die Enttarnung von Fälschern der Militärgeschichte", Schwerpunkt: der Zweite Weltkrieg. Quelle von Interfax: ein anonymer Offizier der Russischen Armee. Es ist nicht zu erwarten, dass eine solche Kompanie das Vaterland gegen Geschichtsklitterer im Kreml oder im Außenministerium verteidigen würde. Vielmehr ist zu vermuten, dass der Kampf sich gegen Fälscher im Westen richten könnte. Vielleicht klangen die Pläne dann doch zu martialisch, denn am Mittwoch dementierte der stellvertretende Verteidigungsminister. Derlei Überlegungen "gab es nicht und gibt es nicht", sagt er. Was es gibt, sind aber Pläne, zwei weitere Wissenschaftskompanien zu gründen, deren Aufgaben nicht näher erläutert werden. Es gibt bereits acht Wissenschaftskompanien, über deren Arbeit wenig bekannt ist. Sie bestehen aus insgesamt 482 Hochschulabsolventen und "führen Arbeiten im Auftrag des Verteidigungsministeriums aus".

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