Vergnügliche Parabel:Zukunft mit Aussicht

Bärenschule

Illustration aus John Yeoman und Quentin Blake: Die grosse Bärenschule

Lernen kann glücklich machen, nicht nur Bären, auch Kinder. Denn als der Einsiedler den Bären unterrichtet, lernt er eine Menge darüber, dass man fürs Leben und nicht für die Schule lernt. Ein großer Lesespaß.

Von Birgit Weidinger

Pu der Bär, Winnie Pu, weltweit bekannt als unverwechselbares Bärenoriginal und als Freund seines Gefährten Christopher Robin, will nicht durch besonderen Ehrgeiz glänzen oder seine Kameraden im Hundert-Morgen-Wald durch außergewöhnliche Taten übertrumpfen. Kleine Tücken und Fallstricke des Alltags bringen ihn nicht aus seiner Pu-Ruhe. Und so reagiert er auch gefasst, als er bei der Suche nach dem letzten Rest seines geliebten Honigs bis zum Hals im Honigtopf stecken bleibt: Der Topf geht in Scherben, Pus Kopf bleibt ganz, und er bleibt weiterhin Christopher Robins "dummer alter Bär".

Ein ganz anderes Bärenleben beschreiben John Yeoman und Quentin Blake. Die große Bärenschule heißt ihre Geschichte von dem Bären, der groß ist, stark und raumgreifend, glücklich aber ist er nicht. Er ist einsam, denn seine Umgebung ärgert sich über ihn oder belächelt ihn. Dabei will er sich doch nützlich machen, wenn er zum Beispiel die Kaninchenlöcher im Feld sorgfältig mit Steinen zudeckt, er will damit Ordnung schaffen; die Kaninchen aber, die ihre Löcher brauchen, sind mit dieser Ordnung ganz und gar nicht einverstanden. Und der Bär muss erkennen, dass gute Absichten nicht immer zu gewünschten Ergebnissen führen. Was also ist da zu tun? Eine ungewöhnliche Begegnung verändert sein Leben. Er trifft auf einen Waldbewohner, ein gescheites Männlein, das schon lange nach einem Schüler sucht, an den es seine Erfahrungen weitergeben kann. Die beiden freunden sich an, und während der Unterrichtsstunden finden der wissbegierige Schüler und sein Lehrer zu einer Zweisamkeit, in der die Einsamkeit nichts mehr zu suchen hat. "Learning by doing" heißt die Devise, der Unterricht umfasst Fächer wie Kochen, Heimwerken, Leibesübungen und Kartenspielen. Mit Feuereifer ist der Bär dabei, findet die Entwicklung richtig "bärig". Vor allem, als sich herausstellt, dass er in seinem bisherigen Bärenleben durchaus nicht alles falsch gemacht hat, dass er sogar das eine oder andere mehr beherrscht als sein Lehrer - und der akzeptiert das! Nimmt den Schüler ernst. Will kein Besser- oder Alleswisser sein, der sich selbst für den Größten hält und dem Bären damit den Mut nimmt.

So entwickelt sich eine Zukunft mit Aussicht, an die wir Leser gern glauben, getragen wie sie ist von den leichtfüßigen Texten des Autors und den federleichten Illustrationen des Zeichners. Alle, die nicht für die Schule, sondern fürs Leben lernen wollen, Junge, Alte, Eltern, Großeltern, Pädagogen, Politiker, sollten diese Bärenschule und ihre Botschaft kennen lernen. 1984 ist sie in England erschienen, 1988 kam die deutsche Ausgabe heraus, jetzt liegt die Neuausgabe vor, aktuell und zeitlos wie die Vorgänger. (zum Vorlesen ab 6 Jahre)

John Yeoman: Die große Bärenschule. Mit Illustrationen von Quentin Blake. Aus dem Englischen von Hanni Ehlers und Regine Kämper. dtv 2015, 10,95 Euro.

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