Verdachtsfall:Der Kleber ist richtig alt

Das Kunsthaus Dresden, das im Sommer drei Collagen von Karl Waldmann aus einer Ausstellung entfernte, präsentiert nun die Analyse zu deren Echtheit.

Ob der Künstler Karl Waldmann je gelebt hat, diese Frage stellte sich das deutsche Feuilleton im Sommer. Die dreizehn Collagen, die im Rahmen der Ausstellung "Künstliche Tatsachen: Boundary Objects" im Kunsthaus Dresden ausgestellt waren, wurden nach der Diskussion abgehängt. Offensichtlich überwogen die Zweifel an der Authentizität. Jetzt legt das Kunsthaus allerdings die Ergebnisse einer naturwissenschaftlichen Untersuchung vor, die, wie es in einer Pressemitteilung heißt, "keine Hinweise auf eine Entstehungszeit nach 1958" ergeben.

Das Gutachten, das bei den Papiertechnischen Stiftungen Heidenau in Auftrag gegeben wurde, attestiert zumindest, dass das Material und auch der Kleber, aus denen die Collagen "823 Deutsche Industriewerke", "824 ha, ha, ha Hygiene-Institut Berlin" und "902 Kinder am Strand bei Merauke" bestehen, zu der angeblichen Entstehungszeit der Werke bereits erhältlich waren. Allerdings fehlen weiterhin Provenienzen sowie Hinweise auf einen Künstler, mit dem die unter dem - vielleicht fiktiven -, Namen Karl Waldmann entstandenen Blätter in Zusammenhang gebracht werden können. Recherchen des Dresdner Kunsthauses blieben ergebnislos.

Karl Waldmanns Collagen sollen in der Nachwende-Zeit auf Flohmärkten entdeckt worden sein - aber mehr, als dass der Künstler aus Dresden stammen und ungefähr in den Jahren von 1890 bis 1958 gelebt habe, konnte auch der belgische Galerist Pascal Polar nicht zu Klärung beitragen, der Collagen des Künstlers selber anbietet. Das Kunsthaus teilte mit, die beanstandeten drei Blätter würden nicht zur nächsten Station der Ausstellung "Boundary Objects" in Madrid reisen.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: