Varieté:Aus dem Bauch heraus

Bastards

Was der kleine, fluffig-gelbe Kerl wohl zu sagen hat? Wenn es einer weiß, dann Bauchredner Daniel Reinsberg.

(Foto: Frank Wilde)

An das legendäre "Rat Pack" knüpfen die Entertainer der Gop-Show "Lovely Bastards" an. Sie lassen glühende Zigaretten, volle Gläser und niedliche Puppen tanzen

Von Barbara Hordych

Der Anspruch ist hoch: Das legendäre "Rat Pack" mit Frank Sinatra, Dean Martin und Sammy Davis jr. dient als Messlatte für die drei "Lovely Bastards" Daniel Reinsberg, Andreas Wessels und Aron Eloy. Sie bestreiten die gleichnamige Produktion, die derzeit im Münchner Gop-Theater zu erleben ist.

Sänger Aron Roy ist mit seiner wandlungsfähigen Stimme, begleitet von Keyboarder Holger Dieffendahl, Gitarrist Henning Hellfeld, Schlagzeuger Andy Winter und der Violinistin Sonja Zirker für den akustischen Teil der Show zuständig. Der Berliner Andreas Wessels, nach eigenen Angaben von Beruf "Meisterjongleur und Trickster" und der Bauchredner Daniel Reinsberg, Wahlberliner mit äthiopischen Wurzeln, bilden als Unterhalter die beiden Pole des Abends, die gegensätzlicher nicht sein könnten. Wobei man davon ausgehen darf, dass das durchaus beabsichtigt ist, agieren die "Bastards" doch in einer Doppelfunktion als Hauptdarsteller und Regisseure.

Während also der verspielte Reinsberg in ständigem Kontakt mit dem Publikum steht, gibt sich sein Kollege Wessels cool, zuweilen sogar überheblich. Dabei sind seine Nummern optisch herausragend, einerlei ob er in Heavy-Metal-Manier Ölfässer tanzen, fluffige Softbälle rotieren oder flirrende Neonröhren schweben lässt. Der über 1,90 Meter große, mehrfach ausgezeichnete Künstler weiß um seine Talente - wenn ihm der Applaus für seine fulminante Bar-Szene nicht enthusiastisch genug erscheint, bei der er erst Gläser auf einem Tablett und dann glühende Zigaretten in seinem Mund platziert, zeigt er dem Publikum auch schon mal lässig die kalte Schulter.

Dem ebenso charmanten wie humorvollen Bauchredner Reinsberg gelingt es hingegen auf Anhieb, die Sympathiewerte für sich zu steigern. Wofür insbesondere sein rockender Pinguin "Scholli" verantwortlich ist. Mit knarzender Stimme offenbart der, dass er nicht vom Südpol, sondern von "Toys are us" kommt. Aber Reinsberg erweckt noch andere Partner zum Leben, darunter auch den leicht begriffsstutzigen Viertklässler Benjamin. Der Stofflümmel deklariert seinen menschlichen Freund mit einem auf die Stirn geklebten Zettel zum "schwarzen Brett" - ein Scherz weit jenseits der politischen Korrektheit, der nur deshalb funktioniert, weil er von Reinsberg selber stammt. Als er zum Schluss zwei Zuschauer auf die Bühne lotst, wo er ihnen Extra-Stimmen verleiht und mit ihnen im vermeintlichen Wechselgesang "When the Saints Go Marching in" anstimmt, tobt das Publikum. Da obliegt es dann dem Duo Myriam Lessard und Mathieu Cloutier - denn auch reine Artisten gibt es in dieser kurzweiligen Show - den Zuschauern mit ihrer Luftring- und Rollschuhdarbietung eine Atempause zu verschaffen.

Lovely Bastards; Gop-Varieté-Theater, Maximilianstraße 9, bis 9. Juli

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