USA: Zeitungssterben:Kein Denver-Plan

Die Rocky Mountain News ist an diesem Freitag zum letzten Mal erschienen. Der Schock über ihr Ende ist groß, denn dieses Schicksal könnte auch vielen anderen Blättern drohen.

Jörg Häntzschel

Es gibt glanzvollere Produkte des amerikanischen Journalismus als die Rocky Mountain News, eine der zwei großen in Denver erscheinenden Lokalzeitungen. Ja, sie hat in den letzten zehn Jahren vier Pulitzer-Preise gewonnen, doch dass sie diesen Freitag zum letzten Mal erschien, wird wohl außerhalb von Colorado kaum bemerkt werden.

USA: Zeitungssterben: Die "Denver Post" berichtet über das jähe Aus der "Rocky".

Die "Denver Post" berichtet über das jähe Aus der "Rocky".

(Foto: Foto: ap)

Und doch ist das Ende der 150 Jahre alten Zeitung ein düsteres Menetekel für den amerikanischen Lokaljournalismus. Schließlich hatte das Blatt mit täglich 210 000 verkauften Exemplaren eine tragfähige Leserschaft. Und im Rennen mit der Konkurrentin Denver Post hatte sich die "Rocky" jahrzehntelang gut halten können. Doch der zweifachen Bedrohung ihres Geschäftsmodells durch die Strukturkrise der Printmedien und den wirtschaftlichen Einbruch war sie nicht gewachsen. 16 Millionen Dollar Verluste machte der Verlag E. W. Scripps, der die Zeitung seit 1926 besaß, im letzten Jahr mit dem Titel. Vergeblich suchte er daraufhin nach einem Käufer. Als sich keiner fand, blieb nur das Aus.

An schlechte Nachrichten aus der amerikanischen Zeitungsbranche ist man mittlerweile gewöhnt. Die Washington Post stellt ihre Literaturbeilage ein; die beiden Detroiter Lokalzeitungen liefern an einigen Wochentagen nicht mehr an ihre Abonennten aus; und immer mehr Zeitungsverlage beantragen Gläubigerschutz. Eingestellt wurde jedoch bislang keine größere Zeitung. Der Schock über das Ende der Rocky ist so groß, weil ihr Schicksal vielen anderen ähnlichen Blättern drohen könnte. Vor allem jene in kleineren Großstädten mit zwei Lokalzeitungen sind bedroht.

Erst vor Tagen drohte der Hearst-Konzern damit, den San Francisco Chronicle zu schließen, wenn sich kein Käufer finde. Auch die Tage des Seattle Post-Intelligencer, ebenfalls ein Hearst-Blatt, sind gezählt. Der Medienkonzern Gannett hat unterdessen angekündigt, die Lokalzeitung Tucson Citizen einzustellen, sofern es nicht gelingt, die Zeitung bis zum 21. März zu verkaufen.

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