US-Wahlen:Michael Moore erklärt, warum Donald Trump Präsident wird

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Wohin geht's mit Amerika? Michael Moore, Regisseur und Politaktivist, sieht die Zukunft seines Landes skeptisch.

(Foto: AFP)

Der Filmemacher nennt den republikanischen Präsidentschaftskandidaten einen "Teilzeit-Clown und Vollzeitsoziopathen". Und warnt seine linken Fans gleichzeitig davor, Trump nicht ernst zu nehmen.

Von Bernd Graff

Michael Moore, der Filmregisseur und Oscar-Preisträger, Autor des Bestsellers "Stupid White Men", ist nie um klare Worte und Gesten verlegen. Autoritäten sind ihm zuwider, der Mann zeigt dann Kante, egal in welcher Kunstform. Ein Aufwühler, ein Bilderstürmer ist er.

Nachdem die Republikanische Partei Donald Trump zu ihrem Präsidentschaftskandidaten gekürt hat, erscheint es Moore notwendig, sich an seine "Freunde" zu wenden. In einem offenen Brief, den er auf seiner Website und bei der Huffington Post veröffentlicht hat, weist er darauf hin, dass er schon vor einem Jahr prophezeit habe, Trump werde Kandidat.

Nun müsse er die "even more depressing news", die noch deprimierendere Nachricht, kundtun: Dabei bleibe es nicht, Trump werde jetzt auch der nächste Präsident der Vereinigten Staaten. Man werde sich an den Gedanken gewöhnen müssen, dass dieser "Teilzeit-Clown und Vollzeitsoziopath" demnächst mit "Mr. President" angesprochen werde.

Gelächter und Fremdschämen über diesen Narzissten als bloße Abwehrreflexe

Natürlich würde man jetzt in bestimmten Kreisen den Kopf schütteln und wolle das nicht wahrhaben. Aber, so Moore, die Kopfschüttler lebten in einer Blase, in einer Echokammer voller Gleichgesinnter, die davon überzeugt seien, das amerikanische Volk werde niemals einen Idioten zum Präsidenten wählen. Auch Gelächter und Fremdschämen über diesen Narzissten seien bloß Abwehrreflexe.

Ebenso die Argumente, dass ein Volk nie gegen seine eigenen Interessen wähle oder dass die Mehrheit von Frauen und Jungwählern, von Latinos und Schwarzen Trump ablehne. Schon die 16 Mitkandidaten der Republikaner hätten so gedacht - und was sei von ihnen geblieben? Eben.

Dann benennt Moore sachlich argumentierend die fünf Gründe, warum Trump die Wahl im November gewinnen werde.

Erstens werde sich Trumps Wahlkampf auf die Great-Lakes-Region konzentrieren, die Staaten Michigan, Ohio, Pennsylvania, Wisconsin, die - wegen der heruntergekommenen Autoindustrien - der Rostgürtel genannt werden. In diesen ehemals von Demokraten dominierten Staaten hätten die Menschen schon in den Vorwahlen für Trump gestimmt. Trump habe ihnen damals Unterstützung und nun Strafzölle auf Auslands-Importe versprochen.

Zweitens gebe sich Trump als letzte Hoffnung des "wütenden weißen Mannes", der eine Frau nie und nimmer als Boss dulden wolle, und dem diese ganze Transgender-Correctness auf die Nerven gehe. Demnächst müsse man sich vermutlich von einem Hamster regieren lassen.

Das allergrößte Problem ist nicht Trump, sondern Hillary Clinton

Drittens sei das allergrößte Problem bei dieser Wahl nicht Trump, sondern die Demokratin Hillary. Niemand glaube ihr, viele fürchteten, dass sie einen Krieg anzetteln könnte. Sie verkörpere eine alte Politik, die nur an den eigenen Vorteil, nicht an das Wohl des Volkes denke. Viertens würden die unterlegenen Bernie-Sanders-Befürworter zwar mutmaßlich für Hillary stimmen, aber eben nicht enthusiastisch, sondern nur deprimiert das kleinere Übel wählen. So werde ihnen im entscheidenden Moment die Energie fehlen, weitere Wähler mit an die Urnen zu ziehen - wie es die Obama-Fans seinerzeit vorgemacht hätten.

Fünftens werde es in Anlehnung an ein Wahldebakel der Neunzigerjahre in Minnesota auch noch den "Jesse Ventura Effekt" geben. Damals wurde ein Wrestler zum Gouverneur gewählt, weil die Bürger seinen Konkurrenten einen Denkzettel verpassen wollten. Die Wut sei jetzt ähnlich groß, das politische System und seine Akteure seien herabgewirtschaftet, den Showmenschen habe man eben gewählt - "weil man es konnte".

Selten hat man Moore so niedergeschlagen erlebt. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt. In der nächsten Woche wolle er darlegen, heißt es am Ende des Pamphlets, wie man Trump doch noch verhindern könne.

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