US-Serie "Game of Thrones":Vorgeschmack auf die beste Staffel überhaupt

Emilia Clarke als Daenerys Targaryen in Game of Thrones

Die schöne Daenerys Targaryen (gespielt von der Britin Emilia Clarke) ist "Mutter der Drachen", letzter noch lebender Nachkomme von König Aerys II Targaryen - eine der wenigen zentralen Frauenfiguren in Game of Thrones.

(Foto: Macall B. Polay/HBO)

"Ich bin Khaleesi und keine Königin, verdammt noch mal": Auf der Comic-Con in San Diego verraten die "Game of Thrones"-Verantwortlichen, wie es mit der Fernsehserie und ihrer Buchvorlage weitergehen könnte.

Von Jürgen Schmieder, San Diego

Es war ein kniffliges Rätsel, das George R. R. Martin seinen Fans kürzlich auf seinem Internettagebuch präsentierte. Der Autor der Fantasy-Saga "A Song of Ice And Fire" hatte seine Leser immer wieder gefragt, wie viele Kinder Scarlett O'Hara denn wirklich gehabt habe.

Nun saß er bei der Comic-Con in San Diego auf einer Bühne und sagte: "Scarlett O'Hara hat drei Kinder im Roman von Margaret Mitchell. Sie hat ein Kind im Filmklassiker 'Vom Winde verweht'. Die Wahrheit ist, dass Scarlett O'Hara überhaupt kein Kind hatte - denn sie hat niemals existiert. Sie ist eine fiktive Figur, und es gibt zwei wunderbare Arten, diese Geschichte zu erzählen." Die Zuhörer sahen sich verblüfft an, Martin grinste zufrieden.

Es ging um den Unterschied zwischen seinen Büchern und der TV-Adaption "Game of Thrones". Die gerade auf dem Bezahlsender HBO ausgestrahlte vierte Staffel gehört zum Besten, was derzeit im Fernsehen zu sehen ist. "Die Show ist die Show, und das Buch ist das Buch", erklärte Martin lapidar.

Nach dem ordentlichen Gemetzel in der letzten Episode hatten sich die Zuschauer durchaus gewundert, wie das Spiel denn nun weitergehen würde, und ob die Showrunner David Benioff und D. B. Weiss in den bereits erschienenen fünf Büchern von Martin genügend Stoff für eine weitere herausragende Spielzeit würden. "Diese Angst verschwand, als wir beim Skizzieren der fünften Staffel gemerkt haben, wie viele Geschichten wir noch erzählen können", sagt Weiss: "Wir haben nun eine erste Fassung für jede Folge geschrieben - und wir sehen keinen Grund, warum die kommende Spielzeit nicht die beste sein sollte."

So viele Superhelden-Filme, wie es Superhelden gibt

Das sorgte für kollektives Ausatmen bei den Fans, die alljährlich nach San Diego pilgern, um mit Neuigkeiten über die Fantasy-Universen versorgt zu werden, und für die diese fiktiven Geschichten bisweilen bedeutsamer sind als die Realität.

Die Comic-Con ist längst keine Messe für Comicbücher mehr, sie ist zu einem bedeutenden Werbeinstrument für die Produzenten von Blockbustern und Fernsehserien geworden. So wurde an diesem Wochenende bekannt, dass in den kommenden fünf Jahren ungefähr so viele Superhelden-Filme in die Kinos kommen werden, wie es Superhelden gibt.

Ben Affleck und Henry Cavill präsentierten eine Vorschau auf "Batman v Superman: Dawn of Justice". Das knappe Kostüm von Wonder Woman (gespielt von Gal Gadot) war dabei der größte Aufreger. Marvel enthüllte, dass im kommenden Jahr drei neue "Star-Wars"-Comicserien auf den Markt kommen würden, deren jeweilige Handlung zwischen den Ereignissen in "A New Hope" und "The Empire Strikes Back" angesiedelt sind.

Die Veranstaltung von "Game of Thrones" hob sich angenehm ab von den vielen Krach-Boom-Bang-Präsentationen, bei denen es weniger um den Inhalt ging als um PR. Man hätte sich nicht gewundert, wenn da plötzlich eine lebensgroße "Godzilla"-Figur aufgetaucht wäre und die berühmte Halle H niedergetrampelt hätte, um die Fortsetzung des Monster-Spektakels zu bewerben.

Die "Game of Thrones"-Verantwortlichen zeigten zunächst einmal ein selbstironisches Video mit Patzern und Pannen bei den Dreharbeiten, das besonders deshalb beeindruckte, weil diese Serie von der expliziten Visualisierung von Sex und Gewalt lebt, und weil in ihr die Grenzen des im Fernsehen Zeigbaren mit jeder neuen Staffel verschoben werden.

Weil so exzessiv getötet wird, braucht es stets neue Figuren. Nur welche?

Nun ist da ein White Walker zu sehen, wie er ungeschickt vom Pferd plumpst. Peter Dinklage und Nikolaj Coster-Waldau tanzen zu "Good King Wenceslas" herum und Emilia Clarke beschimpft einen Kollegen: "Ich bin Khaleesi und keine Königin, verdammt noch mal."

Anschließend ging es um die fünfte Staffel, die im kommenden Frühjahr ausgestrahlt wird. Es wird ja nicht nur viel gesoffen und vergewaltigt in dieser Serie, sondern auch exzessiv getötet. Es braucht daher stets neue Figuren, mit denen die Zuschauer fühlen sollen, und die dann brutal dahingemetzelt werden - und die Vorstellung der Figuren und ihrer Schauspieler (Alexander Siddig etwa als Doran Martell, Jessica Henwick als Nymeria Sand und Jonathan Pryce als High Sparrow) lässt durchaus den Schluss zu, dass die kommende Spielzeit zu einem nicht unerheblichen Teil im Königreich Dorne spielen wird und dass Religion und Glaube stärker thematisiert werden.

Nur eine Figur fehlte bei der Präsentation, was sofort für Aufruhr im Internet sorgte: Arianne Martell, die Erbin der Hauptstadt von Dorne, wurde nicht vorgestellt. Sie spielt in den Büchern eine bedeutende Rolle und galt vor allem aufgrund ihrer Komplexität als wunderbare Ergänzung zum an faszinierenden weiblichen Figuren wahrlich nicht reichen "Game of Thrones"-Universum.

Natürlich könnte es sein, dass sie in einer der kommenden Staffeln noch eingeführt wird, allerdings deutet die bereits veröffentlichte TV-Biografie ihres Bruders Trystan (er wird statt Arianne als Erbe bezeichnet) an, dass die Verantwortlichen der Serie dem Hinweis von Martin gefolgt sind, dass die Bücher die Bücher seien - und die Show eben die Show.

Am Ende beantwortete Martin dann noch eine knifflige Frage, die ihm seine Fans seit Monaten stellen: Wann wird er endlich mit dem sechsten Band, "The Winds of Winter", fertig sein? Martin erklärte, dass er im Gegensatz zu den bisherigen Staffeln an keinem Drehbuch der kommenden Spielzeit beteiligt sein werde: "Ich brauche ungefähr einen Monat, um eine Folge abzuliefern - also habe ich mich entschlossen, diese Spielzeit auszusetzen." Der Grund für die Pause: "Ich konzentriere mich darauf, das Buch fertigzustellen." Von diesem Zeitpunkt an war es egal, wie viele Kinder Scarlett O'Hara hatte - viel wichtiger war: Demnächst wird der sechste Band von "A Song of Ice And Fire" erscheinen.

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