US-Fernsehserie:Rauchende Joints

Nach den verzweifelten Hausfrauen übernehmen die Kiffer die Vororte: In der US-Serie "Weeds" finanziert sich eine kalifornische Hausfrau ihr Luxusleben, indem sie nebenbei mit Marihuana dealt.

Eva Marz

Dass amerikanische TV-Serien intelligenter seien als deutsche, ist eine verbreitete Ansicht unter Fernsehexperten. Zu den Titeln, die als Belege dafür genannt werden, gehören "Six Feet Under" (Vox), "Dr. House" (RTL) oder "24" (RTL2).

weeds Mary-Louise Parker

Golden Globe Gewinnern Mary-Louise Parker als Nancy Botwins in "Weeds".

(Foto: Foto: ProSieben)

Etwas weiter unten in der Favoriten-Liste steht gelegentlich auch "Weeds", die Serie um Nancy Botwin, eine ganz normale kalifornische Hausfrau, die ihr Leben im teuren Vorort Agrestic finanziert, indem sie nebenbei mit Marihuana dealt. Weiter unten steht Weeds einmal, weil die Sendung bisher nicht im deutschen Fernsehen zu sehen war. Und möglicherweise auch deshalb, weil sie so richtig prickelnd trotz allem nicht ist.

Trotz der Bezeichnung "Quotenhit" - Weeds war 2005 die Serie, die ihrem Sender Showtime die höchsten Einschaltquoten schenkte - und trotz ihrer prominenten Auszeichnungen. 2006 wurden eine Nebendarstellerin und einer der Regisseure mit dem Fernsehpreis Emmy ausgezeichnet, und die Hauptdarstellerin Mary-Louise Parker gewann einen Golden Globe.

Das wiederum hat zur Folge, dass beispielsweise "Gala"-Leser mit den Namen Mary-Louise Parker und Weeds schon vertraut sind, wenn die Serie jetzt unter dem Titel Weeds - Kleine Deals unter Nachbarn in zehn Folgen auf Pro Sieben anläuft. In der "Gala"-Trendlounge gab es schon im vergangenen November eine Weeds-DVD-Box zu gewinnen, und in der aktuellen Ausgabe gibt es unter der Überschrift "Ich mag kein Hasch" ein ausführliches Interview mit der 42-jährigen Schauspielerin zu lesen. Worum genau geht es denn in der Serie? Parker sagt: "Wir leben in der Vorstadt. Alles schön ordentlich und sauber. Aber hinter den Fassaden der Mehrfamilienhäuser spielen sich wahre Dramen ab. Nichts ist so, wie es scheint."

Das stimmt. Hinter den Fassaden und unter der Oberfläche der weißen amerikanischen Vororte - da lauern, wie man in Film und Fernsehen schon öfter gesehen hat, die Verzweiflung der Hausfrau, die Neurosen und unkonventionellen Sexpraktiken der Nachbarn und nun auch noch der Drogenkonsum.

Früher sprach man von Doppelleben und aufdecken, heute ist von vornherein klar, dass nichts aufgedeckt wird, sondern dass man die Zuschauer zum Lachen bringen will. Und, wenn überhaupt mehr, dann allenfalls eine schmeichelhafte Behauptung aufstellen: nämlich, dass die durchschnittlichen weißen Vorortbewohner, und somit auch die Zuschauer, in Wahrheit nicht ganz so langweilig seien, wie es mitunter den Anschein macht.

Den Intelligenz-Vorsprung begründen Fernsehexperten ja mit höherem Tempo, komplexeren Strukturen und noch so manchem, was den Zuschauer sich selbst als clever erleben lässt.

Weeds - Kleine Deals unter Nachbarn, Pro Sieben, mittwochs, 22.10 Uhr.

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