US-Behörde genehmigt Projekt:Christo will jetzt Fluss verhüllen

Seit 19 Jahren ringt Reichstag-Verhüller Christo um die Genehmigung für seinen Plan, den Arkansas River in den USA über eine Länge von 68 Kilometern zu verhüllen. Jetzt hat er es wohl geschafft: Die zuständige US-Bundesbehörde hat ihr Plazet gegeben. Doch noch immer fürchten Umweltschützer um die Bighorn-Schafe am Fluss.

Jörg Häntzschel

Wie bei den meisten Projekten von Christo und seiner vor zwei Jahren gestorbenen Frau Jeanne-Claude ist auch bei dem nächsten Projekt "Over the River" Geduld die wichtigste Voraussetzung. Schon 1992, drei Jahre vor der Verpackung des Reichstags, begann das Paar mit den Planungen für die Installation. Nun, 19 Jahre später, ist die Aktion der Realisierung einen entscheidenden Schritt nähergekommen.

US-Behörde genehmigt Projekt: So soll es aussehen: Entwurfszeichnung von Christo, die für das Projekt "Over the River" werben soll.

So soll es aussehen: Entwurfszeichnung von Christo, die für das Projekt "Over the River" werben soll.

(Foto: AP)

Am Montag hat die zuständige amerikanische Bundesbehörde, das Bureau of Land Management, das Projekt genehmigt. Sollten sich nicht noch lokale Gremien querstellen, mit denen Christo seit Jahren im Gespräch ist, will er im kommenden Sommer mit den Arbeiten beginnen. Im August 2014 könnte die Installation fertig sein.

Drei Jahre lang kreuzten Christo und Jeanne-Claude durch die Rocky Mountains. 89 verschiedene Orte sahen sie sich an, bis sie den idealen Platz für ihr Projekt fanden: einen Abschnitt des Arkansas River in den östlichen Rocky Mountains bei Cañon City, Colorado. Der 76-jährige Christo, der das Projekt jetzt alleine weitertreibt, will den Fluss über eine Länge von 68 Kilometern an sechs Stellen mit Stoff überspannen. Insgesamt gut neun Kilometer des Flusslaufs werden mit dem an Stahlseilen von beiden Ufern befestigten Stoff überdacht. Die Besucher können die Installation, die wie frühere Christo-Arbeiten nur zwei Wochen lang zu sehen sein wird, sowohl vom Ufer aus als auch unter ihr durchfahrend vom Boot aus erleben.

Verglichen mit "Over the River" waren die letzten drei Projekte von Christo und Jeanne-Claude Fingerübungen: Nach dem Reichstag verhüllte das Paar 1998 178 Bäume im Basler Berower Park. 2005 stellten sie für "The Gates" 7503 safranfarbene Tore im New Yorker Central Park auf. Das Projekt in Colorado ist nicht nur erheblich komplexer, sondern auch heftig umstritten.

Lokale Naturschutzgruppen fürchten den Schaden, der durch Christos Takelage und durch die erwarteten 400.000 Touristen in der kaum besiedelten Landschaft entstehe. Besonders gefährdet seien die entlang des Arkansas River weidenden Bighorn-Schafe. Die Naturschutzaufsicht von Colorado hat dem Bureau of Land Management deshalb im Mai empfohlen, das Projekt abzulehnen.

Die Behörde hielt aber die von Christo geplanten Vorkehrungen zum Schutz der Schafe für ausreichend. Der US-Innenminister Ken Salazar wies auf die geschätzten 121 Millionen Dollar hin, die durch das Projekt in die Region fließen werden, und auf die Gelegenheit, die Schönheiten der Region vorzuführen. "Wir halten die Maßnahmen zur Minimierung der Auswirkungen für die Umwelt durch dieses einmalige Projekt für ausreichend."

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