Das Museum ist in der früheren Kindertagesstätte II untergebracht, einem unerwartet repräsentativen Bau der frühen Fünfziger. Architektur harrt aus, sie sorgt durch die Dauerhaftigkeit ihres Materials bis zu einem gewissen Grad für sich selbst, und jeder begreift sie als erhaltenswertes Erbe; die Innenstadt (wenn man von einer solchen sprechen darf) ist als Flächendenkmal geschützt und auch weitgehend renoviert, und so kommt der kühle, doch seiner Proportionen sehr sichere Klassizismus der späten Stalinzeit zu vorteilhafter Geltung.
Interieurs jedoch unterliegen dem Tempo des Lebendigen. Das Prunkstück des Museums besteht in einem original erhaltenen Sanitätsraum, der dem Besucher anempfohlen wird wie eine ägyptische Grabkammer. Nicht nur die alte Bodenkachelung ist unversehrt, es findet sich dort auch, ganz wie die westliche Karikatur sich das vorgestellt hat, eine Batterie von Plastiktöpfchen für die Kleinen, angetreten wie eine Riege von Jungen Pionieren. Alle Vorurteile stimmen.
Foto: Manfred Uhlenhut/Dokumentationszentrum Alltagskultur der DDR