Unwort des Jahres 2008:"Notleidende Banken" ist neues Unwort

Die Finanzkrise als Quelle für sprachliche Blindgänger: Der Begriff "Notleidende Banken" ist zum Unwort des Jahres 2008 gekürt worden.

Die Entscheidung ist gefallen. Das Unwort des Jahres 2008 heißt "notleidende Banken". Der Begriff stelle "das Verhältnis von Ursachen und Folgen der Weltwirtschaftskrise rundweg auf den Kopf", begründete der Sprecher der Jury, Horst Dieter Schlosser, am Dienstag die Entscheidung.

Unwort des Jahres 2008: Ursache und Folgen auf den Kopf gestellt: Frankfurt als Hauptstadt des Unwortes 2008: "notleidende Banken".

Ursache und Folgen auf den Kopf gestellt: Frankfurt als Hauptstadt des Unwortes 2008: "notleidende Banken".

(Foto: Foto: dpa)

Auf Platz zwei der Unwort-Liste landete der Begriff "Rentnerdemokratie". Als die Renten um ganze 1,1 Prozent hätten erhöht werden sollen, habe der ehemalige Bundespräsident Roman Herzog, "selbst Bezieher satter Altersbezüge", mit diesem Begriff das Schreckbild eines Staates gemalt, in dem die Alten die Jungen ausplünderten, so die Jury.

Auf Platz drei der Unwort-Liste setzte die Jury den Ausdruck "Karlsruhe-Touristen". Dieser Ausdruck zeuge von einem bedenklichen Verständnis der Grundrechte. Mit ihm habe der Vorsitzende der Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, insbesondere die FDP-Politiker Gerhart Baum und Burkhard Hirsch diffamiert, weil sie wegen Zweifeln an der Verfassungsmäßigkeit von Gesetzen schon einmal vor das Bundesverfassungsgericht gegangen seien und dies beim neuen BKA-Gesetz noch einmal tun könnten.

Die Jury traf ihre Entscheidung unter 1.129 Vorschlägen. Das "Unwort des Jahres" wird seit 1991 bestimmt. Es soll "sprachlichen Missgriff in der öffentlichen Kommunikation" und unsägliche Formulierungen als solche entblößen. 2007 war der Ausdruck "Herdprämie" gekürt worden, 2006 die Formulierung "freiwillige Ausreise", 2005 der Begriff "Entlassungsproduktivität". Das erste Unwort war 1991 "ausländerfrei". Im vergangenen Jahr war der vonKritikern des Betreuungsgeldes verwendete Begriff "Herdprämie" als Unwort erkoren worden.

Ebenfalls am Dienstag gab die Börse Düsseldorf das Börsen-Unwort 2008 bekannt. Es lautet "Leerverkauf". Dieser Begriff sei irreführend, weil er befürchten lasse, dass Leerverkäufe ohne jeden "Inhalt" vonstattengehen könnten. Jeder Verkäufer müsse aber das Wertpapier im Depot haben, weil er am Kassamarkt binnen zweier Tage seiner Lieferverpflichtung gegenüber dem Käufer nachkommen müsse.

Kurz vor Weihnachten hatte die Gesellschaft für deutsche Sprache bereits das "Wort des Jahres" gekürt: "Finanzkrise". Kein anderes Wort habe die öffentliche Diskussion 2008 mehr bestimmt als dieses, hieß es in der Begründung.

Was wäre Ihr Unwort des Jahres 2008 gewesen? Lassen Sie es uns wissen.

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