Unterhaltsamer Intendant:Köpplingers Welt

Die besten Anekdoten und Zitate des Abends

Josef E. Köpplinger, Jahrgang 1964, geboren im niederösterreichischen Hainburg an der Donau, ist ein mitreißender Erzähler von bubenhafter Ausstrahlung und mit einem herrlichen Temperament. Hier einige Originalzitate aus dem Salongespräch mit Susanne Hermanski, Leiterin der SZ-Kulturredaktion, und Christian Krügel, Leiter des Ressorts München, Region, Bayern.

Theater soll nicht jammern. Die ganze Gesellschaft jammert viel zu viel. Das Theater hat eine Verpflichtung, Perspektiven über die Poesie, die Philosophie und andere Wahrhaftigkeiten zu verbreiten. Es sollte nicht permanent das ohnehin Scheußliche in der Welt zeigen.

Kultursalon Gärtnerplatztheater, mit dem Intendanten des Staatstheaters am Gärtnerplatz Josef E. Köpplinger im neuen Orchesterprobensaal. Mit ihm am Podium: Susanne Hermanski (Leiterin der Kulturredaktion) und Christian Krügel (Ressortleiter München/

Foto: Florian Peljak

Ich finde Sinnlichkeit wichtig. Das Theater ist auch ein Ort der sinnlichen Begegnung. Ich weiß nicht, ob Sie gern verführen. Aber ich verführe gern.

Erzogen wurde ich als sehr großer Kosmopolit.

Eine Hofmannsthal-Seele kann man sich nur begrenzt anerziehen. Mit der wird man geboren - so zwischen Kapuzinergruft und Wurstel-Prater.

Ich wundere mich, dass ich so viele Freunde habe, weil ich mir selbst manchmal zuviel bin. Ganz ehrlich. Ich bin ein netter Kerl, bin umgänglich, hab' Humor, bin sehr kindisch. Habe aber nicht das Peter-Pan-Syndrom, das hat man festgestellt! Ich weigere mich nur, in der ganz normalen Erwachsenenwelt zu existieren, weil die sich etwas vorgaukelt.

Kultursalon Gärtnerplatztheater, mit dem Intendanten des Staatstheaters am Gärtnerplatz Josef E. Köpplinger im neuen Orchesterprobensaal. Mit ihm am Podium: Susanne Hermanski (Leiterin der Kulturredaktion) und Christian Krügel (Ressortleiter München/

Foto: Florian Peljak

Wenn Sie einen Sprössling haben, lassen Sie ihn zuerst die Kunst probieren. Jura können sie später auch noch machen, aber nicht umgekehrt. Die Chancen sinken, dass noch was aus einem wird, wenn einer erst mit 22 die Aufnahmeprüfung als Sänger oder Schauspieler macht.

Ich bin ein Gratwanderer zwischen den Genres.

Ich möchte, dass Sie ins Theater und die Oper gehen und ohne Programmheft begreifen können, was für eine Geschichte auf der Bühne erzählt wird.

Kultursalon Gärtnerplatztheater, mit dem Intendanten des Staatstheaters am Gärtnerplatz Josef E. Köpplinger im neuen Orchesterprobensaal. Mit ihm am Podium: Susanne Hermanski (Leiterin der Kulturredaktion) und Christian Krügel (Ressortleiter München/

Die Kappe trägt Josef Köpplinger fast immer - als Lichtschutz.

(Foto: Florian Peljak)

Bayern ist ein wirklich reiches Land. Vielleicht auch deswegen, weil Leute so streng auf den Kassen sitzen. Aber muss man wirklich noch diskutieren, dass Kunst und Kultur Räumlichkeiten und einen gewissen Anspruch brauchen?

Warum wird bei Sanierungen nicht von Anfang an ehrlich gesagt, was sie kosten könnten. Graben Sie mal 16 Meter tief und bauen Sie achteinhalb Stockwerke hoch auf die Fläche für eins der schönsten Opernhäuser Europas. Jetzt steinigen sie mich wieder - aber ich glaube, das ist ein relativ günstiger Theaterumbau gewesen.

Wenn ich das Gefühl habe, ich kann nicht mehr oder ich bin langweilig, geh' ich von allein. Mich muss man nicht wegloben. Ich glaube, dass es 2023 dann auch reicht.

Die Notbeleuchtung ist noch immer grün statt rot in diesem schönen Zuschauersaal, weil es da irgendeine Vorschrift gibt. Es hat mich schon wer gefragt, ob das wohl Kunst sei. Da habe ich gesagt: Nein! Das ist nur scheußlich. Aber das sind nur Banalitäten.

Die Eitelkeit darf nicht größer sein als die Begabung.

Als Intendant muss man 80 Prozent arbeiten, bis man zur Kunst kommt, als Regisseur 30 Prozent.

Trotz aller Schwierigkeiten und der Elektrokabel, die noch aus den Wänden hingen - das Haus hätte ich unter keinen Umständen wieder geschlossen. Da hätte ich lieber konzertant weitergespielt. Das hätte ich den Mitarbeitern nicht angetan.

Ich fand München schon mal lebendiger. Ich kenne die Stadt, seit ich 23 bin. Ein bisschen mehr Flower Power täte ihr gut.

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