TV: Tanzshows bei ARD und RTL:Zufall kann so grausam sein

Die öffentlich-rechtliche ARD und der Privatsender RTL bitten am Samstagabend zum Tanz: Um die RTL-Show "Let's dance" ins Stolpern zu bringen, schickt die ARD Florian Silbereisen aufs Parkett, die Konkurrenz kontert mit Bohlen.

Elmar Jung

Zufall oder nicht, das ist oft Ansichtssache. Jedenfalls fügt es sich, dass die ARD an diesem Samstagabend zur Hauptsendezeit um 20.15 Uhr drei Prominente mit professionellen Tanzpartnern aufs Parkett schickt. Ausgerechnet dann, wenn auf RTL das Finale zu "Let's dance" läuft. Das Tanzpaar-Trio wetteifert im öffentlich-rechtlichen Fernsehen um die Teilnahme am "European Dance Contest" am 1. September in London. Wie beim privaten Pendant wird der Sieger aus einer telefonischen (und kostspieligen) Zuschauerabstimmung hervorgehen. Das Ganze findet im Rahmen der volksmusikalischen Schunkel-Gala Hochzeit feiern - das ist wunderschön statt, die vom schaurig gut gelaunten Florian Silbereisen moderiert wird.

lets dance jasmin wagner

Jetz bloß nicht blöd abrutschen: Sängerin Jasmin Wagner und ihr Tanzpartner Hendrik Höfken bei der Halbfinalshow der zweiten Staffel von "Let's Dance".

(Foto: Foto: ddp)

Zufälle können auch grausam sein.

Wie es das Schicksal will, hat sich die ARD drei Prominente eingeladen, die zum Teil in der Vergangenheit enge Beziehungen zu RTL pflegten. Wolke Hegenbarth wurde in der ersten Staffel von "Let's dance" zweite und spielte darüber hinaus Jahre lang die Hauptrolle in der RTL-Soap "Mein Leben und ich".

Ruth Moschner nahm Ende 2006 an der RTL-Eislauf-Show "Dancing on Ice" teil und war beim Sender das Gesicht der Freitag Nacht News. Nur Sänger Thomas Anders tanzt da scheinbar aus der Reihe. Zufälle können aber auch skurril sein, sein ehemaliger Modern-Talking-Partner und Deutschland-sucht-den-Superstar-Juror Dieter Bohlen wird in der letzten Sendung von "Let's dance" als Jurymitglied für Ute Lemper einspringen, die an diesem Abend beruflich in Rostock weilt.

Bei der ARD weist man Spekulationen über eine bewusste Gegenprogrammierung von sich. "Das ist Zufall", heißt es. Die Halle in Magdeburg für die Show Hochzeit feiern sei schon vor einem Jahr gebucht worden. Das Konzept für die Sendung habe schon lange festgestanden. Als man sich bei einer Planungskonferenz Anfang des Jahres dann dazu entschloss, ein Tanzfenster freizuräumen, hätte der Finaltermin von "Let's dance" noch nicht festgestanden. Der Zufall als Dementi.

Alles nur geklaut

Dabei scheint die RTL-Tanznummer mit geschickt platzierten Gegenprogrammen relativ einfach aus dem Rhythmus zu bringen zu sein. Die Einschaltquote der Sendung vom 9. Juni (Zielgruppe 14 bis 49), als zeitgleich auf Pro Sieben Schlag den Raab lief, blieb unter dem RTL-Senderschnitt von derzeit 16,2 Prozent (Durchschnitt der ersten sechs Monate 2007). Eine Woche später lag sie wieder bei 22,1 Prozent.

Zudem erscheint bemerkenswert, dass die ARD bereits am 5. Mai auf das Finale der RTL-Castingshow Deutschland sucht den Superstar mit einem Konkurrenzformat reagierte. Als Mark Medlock bei RTL zum Superstar gekürt wurde, ermittelten Claudia Kleinert (ARD-Wetterfee), Gunther Emmerlich (ARD-Musikmoderator, Opernsänger) und Hademar Bankhofer (Gesundheitsexperte) in der Show Deutschland singt das musikalischste Bundesland.

An Zufall mag bei RTL deshalb niemand mehr so recht glauben. "Zumindest an diesen Abenden haben die Kollegen der Öffentlich-Rechtlichen ihre Gebührenmilliarden wohl nicht in eigene Programmideen gesteckt", sagt ein Sprecher.

Vielleicht ist das Engagement Dieter Bohlens als Juror in der Finalsendung von "Let's dance" auch als Antwort auf die programmliche Kampfansage des öffentlich-rechtlichen Konkurrenzsenders zu verstehen. Anders kann man es sich kaum erklären, dass RTL sich Berufspöbler Bohlen in die gediegene Tanzshow holt. Der 53-Jährige mag ein erfolgreicher Plattenproduzent sein. Vom Tanzen versteht er aber ebenso wenig wie vom Singen. Herr Bohlen sei für seine markigen Sprüche bekannt, heißt es bei RTL. Die solle er dann bitteschön auch bei "Let's dance" bringen. Das klingt nicht nach Zufall, eher nach Kalkül.

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