TV-Kritik: "Effenbergs Heimspiel":Kroko-Leder über der Spüle

Lesezeit: 3 min

Der Ex-Fußballer Stefan Effenberg sucht mit seiner Frau Claudia ein Luxus-Domizil in München. Wohlstand kann so traurig sein.

Verena Mayer

Das ist mal wirklich antizyklisches Denken. Während es auf allen Kanälen um die Bankenkrise geht, um faule Immobilienkredite und Zwangsversteigerungen, dürfen wir auf RTL den Ex-Fußballer Stefan Effenberg begleiten, wie er sich mit seiner Frau Claudia nach einem Luxus-Domizil in München umguckt.

Ein Paar auf der Suche nach einem neuen Heim: Stefan und Claudia Effenberg (Foto: Foto: RTL)

Was gar nicht so einfach ist. Villa Nummer eins in Harlaching kostet 4400 Euro Miete im Monat, doch in der Küche stößt man sich den Kopf an den Dachschrägen. Villa Nummer zwei in Ismaning hat acht Schlafzimmer, aber es gibt keine Badewanne. Nur in Villa Nummer drei (Bogenhausen, 3,9 Millionen) stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis. Über der Spüle ist ein Spritzschutz aus Kroko-Leder angebracht.

Schon Stefan Effenbergs altes Haus war nicht von schlechten Eltern. Florida, 900 Quadratmeter, Pool. "Effeville" steht über dem Eingang. Aber Stefan Effenberg will wieder zurück nach Deutschland, und so schlurfen die Effenbergs nun, die Hände in den Taschen, die Haare auf dieselbe Art blond gefärbt, über spiegelnde Marmorböden und durch Kingsize-Schlafzimmer, Neureiche in ihrem Element. "Viel Liebe zum Detail" erkennt Effenberg im Lederbezug über der Spüle. "Kroko trägt man ja nur als Schuhe."

Claudia Effenberg kann nur zustimmen. "Ich würde sagen, Kinder ins Heim, und wir ziehen hier ein." Bis das soweit ist, dauert es allerdings, sechs Folgen nämlich. Kinder sind aber ein gutes Stichwort. Es gibt fünf aus mehreren Beziehungen. Effenberg war erst mit Martina verheiratet, die ein Kind mit in die Ehe brachte, dem zwei weitere folgten. Dann wurden Stefan und Claudia ein Paar, die wiederum zuvor die Frau seines FC-Bayern-Mitspielers Thomas Strunz war und mit diesem zwei Kinder hat.

Und dann war da noch Stefan Effenbergs attraktive Nachbarin in Florida. Familienverhältnisse, so verschlungen wie die Tätowierungen auf den Oberarmen der Effenbergs. Es dauert auch gute zehn Minuten von "Effenbergs Heimspiel", bis die ganze Vorgeschichte erzählt ist. Aber jetzt, nach jahrelanger Fernbeziehung, soll alles gut sein, die Effenbergs wollen in München noch mal von vorne anfangen.

"Ich habe ihm verziehen", sagt Claudia Effenberg einmal. "Aber noch einmal würde ich das nicht schaffen." Ein paar Szenen später sieht man sie, wie sie Effenberg bittet, ihren Ehering zum Juwelier zu tragen. Der Ehering ist in der Mitte gebrochen.

Ihr gemeinsames Leben in Deutschland beginnen die Effenbergs, als gäbe es kein Morgen. Sie gehen auf Partys und auf eine Modenschau, feiern und knutschen im Blitzlichtgewitter. Im Hotel Adlon in Berlin führen sie sich Klamotten mit Totenköpfen und Glitzer vor und hören dazu Musikfernsehen. "Burn, Motherfucker, burn", dröhnt es durch die Hotelsuite. Die Dekadenz der Effenbergs wirkt allerdings etwas brachial. Einmal steht Claudia Effenberg in ihrer alten Küche und ruft mit kippender Stimme: "Wir brauchen ein neues Haus, die Spülmaschine funktioniert nicht mehr!"

"Jetzt muss ich mit dem Zug fahren, da krieg ich die Motten"

Wobei Claudia Effenbergs Spielerfrauen-Ausstrahlung etwas sehr Marie-Antoinettehaftes hat. Als sie von Berlin nach Hamburg reisen muss und ihr Manager kein Leihauto mehr organisieren konnte, ist Feuer am Dach. "Jetzt muss ich mit dem Zug fahren, da krieg ich die Motten." Und so klemmt sich Stefan Effenberg mitten in der Nacht ans Telefon, damit seine Frau doch noch einen Wagen bekommt. Wenn sie kein Benzin haben, sollen sie eben Taxi fahren!

Am Ende hat man wieder dieses Gefühl, das sich bei allen Doku-Soaps mit Prominenten einschleicht: Man stellt fest, dass Geld allein auch nicht glücklich macht. Da ist ein 40-jähriger Mann, der sich durch den Münchner Luxus schleppt und die ganze Zeit so wirkt, als würde er viel lieber Playstation spielen. Man sieht eine angespannte Frau, die ihren Gatten zum Jagen tragen muss oder ihm eine Brezel vor den Mund hält wie eine Mutter ihrem Kind.

Das Ganze wirkt nicht wie ein Neubeginn, sondern wie das Ende einer verkorksten Paartherapie. An der unfreiwilligen Traurigkeit dieser Beziehung können auch die halblustigen Kommentare aus dem Off nichts ändern, wie sie für derartige Trashformate typisch sind. "Effenbergs Heimspiel" ist jetzt schon eine Heimniederlage.

© sueddeutsche.de/ihe - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: