TV: Heute keine Entlassung:Der Pflegefall

Wenn Männer krank werden, packen sie die tollsten Tricks aus. Das ZDF kennt sie alle - und für seine Komödie noch ein paar mehr Klischees.

Cathrin Kahlweit

Eine romantische Komödie soll dieser "Fernsehfilm der Woche" im ZDF sein, und tatsächlich besteht eine solche theoretisch aus einigen originellen, starken Charakteren, einer stimmigen Liebesgeschichte und unterhaltsam erzählten Verwicklungen. Der Montagsfilm Heute keine Entlassung kann sich allerdings nicht entscheiden, ob er ein Lore-Roman oder eine Folge von Ekel Alfred sein will.

ZDF: Heute keine Entlassung

Ein paar Runden gemeinsames Kartenspiel macht aus verfeindeten Männern wahre Freunde. Von links: Jürgen Tarrach, Peter Sattmann, Ercan Durmaz.

(Foto: Foto: ZDF)

Die originellen Charaktere bestehen hier aus der vielseitig einsetzbaren Mariele Millowitsch, die sich als Objekt erotischer Begierde indes nur bedingt aufzwingt, sowie einem unentschieden zwischen Charmebolzen und Widerling chargierenden Peter Sattmann. Die eher wenig stimmige Liebesgeschichte erstickt in Slapstick, und die Verwicklungen ermüden, weil man sich nach spätestens einer Stunde nur noch wünscht, dass der liebeskranke Sattmann endlich wieder der alte sein möge, also ein anständiger Stinkstiefel.

Parallel wächst der dringliche Wunsch, dass vielleicht nicht gleich alle Klischees erfüllt worden wären, die Drehbuchautorin Anne Müller als lustig empfand: Der Dicke isst heimlich und träumt von Frauen mit Napfkuchen, der Türke spricht besser Deutsch als viele Deutsche, und zum Schluss sind alle Brüder im Geiste, weil ein paar Runden gemeinsames Kartenspiel schon immer aus verfeindeten Männern wahre Freunde gemacht haben.

Nimmt sie doch den Oberarzt?

Die Geschichte selbst geht so: Ein menschlich ekliger Frührentner, der keine Türken und keine Dicken mag und sich ständig mit dem Auto auf den Behindertenparkplatz stellt, wird ins Krankenhaus eingeliefert. Dort begegnet er einer netten Krankenschwester und wird plötzlich auch nett. Die Krankenschwester wird vom Oberarzt umworben, woraufhin der Frührentner wieder eklig, weil eifersüchtig wird. Die Verwaltungschefin des Krankenhauses ist auf den Oberarzt scharf und sorgt dafür, dass die nette Krankenschwester drangsaliert wird, und der Türke, der beim Frührentner im Zimmer liegt, entpuppt sich als reizender Kerl, der dem Ausländerfeind gemeinsam mit ein paar lustigen Mit-Patienten zum Glück mit der Krankenschwester verhilft.

Für die Beschreibung des Milieus hat sich das Drehbuch so ungefähr über alle Gewissheiten hinweggesetzt, die im wirklichen Leben als gesetzt gelten müssten - nach dem Motto: In einer Komödie ist es egal, ob die Umstände stimmen. Der Chefarzt ist so doof, dass er Röntgenbilder verwechselt und einem Herzkranken einen Lungenkrebs im finalen Stadium zuschreibt. Der Oberarzt lässt sich von einer Pharmafirma für dubiose Arzneimittelversuche am lebenden Objekt mit ein paar lumpigen Tagen auf Sylt bestechen. Es gibt auf der Krankenstation, auf der dieses bewegende Liebesdrama spielt, nur eine einzige, logischerweise vollkommen überarbeitete Schwester. Und wenn das Personal nicht hinguckt, kippen die Patienten ihre Tabletten in die Blumenvase, torpedieren ihre Diät mit mehreren Tafeln Schokolade oder radeln beim EKG so schnell, dass sie vom Standfahrrad kippen.

Was lernen wir also aus dieser Geschichte? Liebe gibt es auch im kleinsten Krankenzimmer, das niedere Personal ist heiter, solidarisch und den Patienten zugewandt, die Ärzte hingegen sind korrupte Idioten, aber noch schlimmer sind die kostenbewussten Verwaltungsleute. Weshalb die Krankenschwester auch zum Schluss den gar nicht mehr ekligen Frührentner kriegt. Dabei hätte man ihr den geldgierigen, aber fescheren Oberarzt viel mehr gewünscht.

Heute keine Entlassung, ZDF, 20.15 Uhr.

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