Trailerpremiere für "Foxcatcher":Im Bann des Größenwahns

Steve Carell und Channing Tatum in einer Szene von Foxcatcher.

Eine Annäherung, die von Anfang an etwas Bedrohliches an sich hat: John E. Du Pont (Steve Carell, rechts) hat sich einen Olympiasieger (Channing Tatum) gekauft.

(Foto: Koch Media)

Wenn einer das Geld hat, sich die Menschen untertan zu machen, kann das böse enden. Der Film "Foxcatcher" erzählt die wahre Geschichte des exzentrischen Milliardärs John E. du Pont in eindrucksvollen Szenen. Sehen Sie die exklusive Trailer-Premiere bei Süddeutsche.de.

Von Susan Vahabzadeh

Wenn es ganz hell gewesen ist, setzt einem die Dunkelheit besonders zu. Es geht um ein Brüderpaar in Bennet Millers neuem Film "Foxcatcher", wir begegnen ihnen in den Achtzigern - sie sind noch jung, und doch ist ihre große Phase gerade vorbei.

Sie sind Wrestler, Mark Schultz (Channing Tatum) hat eine Olympia-Goldmedaille gewonnen, wohnt in einem trostlosen Appartement, ein Time-Titelblatt mit George Washington an der Wand. Er trainiert mit seinem älteren Bruder Dave (Mark Ruffalo). Der hat auch eine Goldmedaille, und er hat den Jüngeren aufgezogen.

Doch dann gibt es plötzlich ein verheißungsvolles Angebot, Mark sieht eine Chance, doch wieder richtig auf die Füße zu kommen: Der exzentrische Milliardär John E. du Pont lädt ihn ein nach Pennsylvania, auf seinen riesigen Landsitz, er will ihm dort ein Angebot machen - ein eigenes Wrestling-Team will er aufbauen, und Mark soll es trainieren.

Bennet Miller hat mit "Foxcatcher" einen Weg gefunden, von der Vergangenheit zu erzählen und doch die Gegenwart zu spiegeln. "Foxcatcher" ist ein Film über Macht und Machtmissbrauch, und über eine Gesellschaft, die von Geld regiert wird.

Miller hat zuletzt "Moneyball" gemacht, mit Brad Pitt, und auch "Foxcatcher" hat viel damit zu tun, wie Geld ein Ego aufmöbelt, wie der Besitz das Handeln des einen bestimmt, und seine Abwesenheit das Handeln des anderen. Die Geschichte, die er hier erzählt, ist tatsächlich passiert, die Schultz-Brüder haben tatsächlich Medaillen gewonnen beim Wrestling, und John E. du Pont war wirklich der Sprössling einer der reichsten und einflussreichsten Familien Amerikas - ihr letzter Sprössling.

Die Mutter rümpft über seine Eskapaden nur die Nase

Steve Carell spielt du Pont und gilt damit als einer der Favoriten für die Awards-Season, die gerade in den USA beginnt, als Anwärter für einen Darstellerpreis. Die Academy liebt solche Auftritte, ein bisschen verkleidet, mit einer merkwürdigen Vogelnase, wie du Pont sie tatsächlich hatte - "Golden Eagle" lässt er sich gern nennen.

Carell spielt ihn als alterndes Kind, ein verzogener Erwachsener, der keinerlei Widerspruch gewohnt ist und sich höchstens von seiner Mutter (Vanessa Redgrave) dreinreden lässt - und eigentlich geht es auch nur drum, bei ihr Eindruck zu schinden: Sie züchtet Pferde, wie das bei den du Ponts üblich ist, über die Wrestling-Eskapaden ihres Sohnes rümpft sie die Nase.

John E. du Pont will sich also das amerikanische Wrestling-Team unter den Nagel reißen, Geld spielt keine Rolle. Er verkündet: Wir brauchen wieder Hoffnung in Amerika.

Explosive Mischung

Seine Annäherung an Mark hat von Anfang an etwas Bedrohliches an sich - aber Mark kommt da nicht mehr heraus, er hat sein altes Leben aufgegeben. Er holt also seinen Bruder dazu, der dann auch nach Pennsylvania zieht, mit Frau und Kindern. Aber Dave ist nicht zu kaufen - mit ihm kann man bestenfalls handeln. Dave und du Pont, das ist eine explosive Mischung.

Ein sehr physischer Film, in dem Gesten und Berührungen eine große Rolle spielen, sparsam erzählt, aber mit eindrucksvollen Szenen - einmal beispielsweise holt du Pont Mark nachts aus dem Bett, um im Gästehaus um zu trainieren. Die beiden ringen miteinander, an den Wänden ringsum die Porträts der du Ponts, und das Gerangel, dass bei Mark und Dave immer zärtlich aussieht, hat plötzlich etwas von einer Vergewaltigung, und es hat nicht für eine Sekunde etwas mit Begehren zu tun, nur mit Macht. Der Golden Eagle macht sich die Menschen Untertan - und er lebt in einer Gesellschaft, die ihn in seinem Größenwahn schützt, bis es zu spät ist.

"Foxcatcher" kommt am 5. Februar 2015 in die Kinos.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: