Trailer-Premiere "Gemma Bovery":Mit freier Liebe gegen die Langeweile

Fabrice Luchini und Gemma Arterton in "Gemma Bovery"

Die knusprigen Geheimnisse des Brotbackens: Fabrice Luchini und Gemma Arterton in "Gemma Bovery".

(Foto: Prokino Filmverleih)

Eine Bäckerei wird in "Gemma Bovery" zum erotischen Ort, an dem sich die titelgebende Gemma in ihren Liebschaften und Träumen der tragischen Figur "Madame Bovary" angleicht. Doch ganz so schlimm wie in Gustave Flauberts Sittenbild kommt es hier nicht.

Von Fritz Göttler

Der Bäcker ist der Mörder in diesem Film ... Nun ja, nicht wirklich der Mörder, aber er trägt schon einiges bei zu der unseligen Entwicklung, die im Verlauf der Wochen und Monate die Ereignisse hier nehmen.

Raymond Joubert hat vom Vater die kleine Bäckerei in Bailleville übernommen, in der Nähe von Rouen in der Normandie. Aber er hat auch ein waches literarisches Gespür, daher ist er höchst erregt, als ins Nachbarhaus Gemma Bovery und ihr Mann Charlie - aus London stammend - einziehen.

Gemma Arterton verkörpert Gemma Bovery, und natürlich hatte man sich gleich beim Film "Immer Drama um Tamara" von Stephen Frears gefragt, wann Gemma, die dort die Titelrolle spielte, endlich auch Gemma Bovery spielen wird - beide Filme basieren auf den grandiosen Zeichenromanen von Posy Simmonds, die mit unglaublicher Klugheit die Balance halten zwischen gezeichneter und verbaler Erzählung.

Regisseurin Anne Fontaine hat bei der Verfilmung diese Balance schön bewahrt und sie hat Gemma ins gleiche kräftige Licht getaucht wie in ihrem vorigen Film "Tage am Strand" Naomi Watts und Robin Wright, als sie kühn mit ihren Söhnen, kreuzweise, anbandelten.

Nicht weniger gewagt sind die erotischen Verstrickungen, die sich um Gemma entspinnen, teils wirklich, teils imaginär, in Jouberts Kopf. Denn Gemma beginnt immer mehr, in ihren Auftritten, ihren Handlungen, ihren Liebschaften, ihren Träumen sich Emma Bovary anzugleichen, der Heldin im großen Roman von Gustave Flaubert, deren Namen in ihrem eigenen anklingt. Und Joubert kann nicht anders, als diesen Parallellauf des Geschehens durch kleine Tricks zu steuern ...

Die Bäckerei wird zum erotischen Ort

Fabrice Luchini ist ein faszinierender Joubert, immer wieder klappt ihm - innerlich - die Kinnlade runter. Als Leser und Zuschauer weiß man wohl, wie schrecklich Emmas Ende war, nach der Vergiftung mit Rattengift ... So schlimm wird es mit Gemma dann nicht.

Es ist, wie man am Ende merkt, der Romantizismus, dem Gemma zum Opfer fällt, die eigene Naivität, mit der sie vom Leben auf dem Land träumt, auf dem französischen. Wenn sie die Langeweile der Ehe bekämpfen will mit der freien Liebe zu einem jungen Mann.

Fabrice Luchini, der uns schon in jungen Jahren mit seinen Liebesversuchen erfreute, in Eric Rohmers "Claires Knie", sieht man oft in Gummistiefeln und mit Mütze den Hund Gassi führen, aber er schlägt knisternde Funken auch aus der Biederkeit seiner Figur. Die Bäckerei wird bei ihm zum erotischen Ort, in dem er sich mit Gemma zusammentut, sie in die knusprigen Geheimnisse des Brotbackens einweiht.

"Gemma Bovery" kommt am 18. September in die deutschen Kinos.

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