Trailer-Premiere "Der Staat gegen Fritz Bauer":Held in Robe

Der Staat gegen Fritz Bauer (Burkhart Klaußner)

Die Akte Eichmann: Fritz Bauer (Burkhart Klaußner) mit brisantem Material.

(Foto: zero one film GmbH / Martin Vale)

Fritz Bauer verfolgte NS-Verbrecher, die zum Establishment gehörten. Nun erweist ihm ein stimmiger Film die verdiente Ehre. Sehen Sie die exklusive Trailer-Premiere.

Von Paul Katzenberger

Meistens sind es amerikanische Gerichtsfilme, in denen Helden geboren werden, doch auch in der deutschen Geschichte finden sich Juristen, die dem Recht in spektakulärer Weise dienten. Um Fritz Bauer war es lange still, jetzt wächst das öffentliche Interesse an dem früheren Generalstaatsanwalt und Nazijäger. Das nach ihm benannte Institut in Frankfurt am Main hat in diesem Jahr eine Wanderausstellung zu seinem Leben und Werk auf die Beine gestellt. Im vergangenen Jahr lieferte Giulio Ricciarelli mit "Im Labyrinth des Schweigens" außerdem einen packenden Justizthriller, in dem ein kleiner Staatsanwalt unter Fritz Bauers Anleitung die Vorarbeiten zu den Auschwitz-Prozessen leistet.

Nun stellt Grimme-Preisträger Lars Kraume den hartnäckigen Ermittler in den Mittelpunkt seines Filmes "Der Staat gegen Fritz Bauer".

Sehen Sie hier exklusiv den Trailer zum Film.

Fritz Bauer konfrontierte die Deutschen in aufsehenerregenden Prozessen mit den Gräueln in Auschwitz. Oft stand er dabei in Opposition zum Apparat. "Meine eigene Behörde", sagt er im Film, "ist Feindesland". Denn die meisten Amtskollegen trugen ihre Robe im Gegensatz zu Bauer bereits unter dem Hakenkreuz-Banner. Bauer verlor im Dritten Reich als Jude seinen Job, geriet in KZ-Haft und floh ins skandinavische Exil.

Die Barbarei der Vergangenheit aufdecken

Sein Schicksal zählte nach dem Krieg wenig. Die Netzwerke der Alt-Nazis bestanden weiter. Und sie machten ihren ganzen Einfluss geltend, um die Barbarei der Vergangenheit zu vertuschen.

In "Der Staat gegen Fritz Bauer" geht es um die Verdienste des Generalstaatsanwalts, die 1957 zur Ergreifung des früheren SS-Obersturmbannführers Adolf Eichmann in Argentinien führten. Dafür musste Bauer sogar seinen eigenen Kopf riskieren. Weil er den deutschen Behörden unterstellte, einen Prozess gegen Eichmann zu sabotieren, enthielt er ihnen seine Hinweise auf den Aufenthaltsort Eichmanns vor. Stattdessen gab er sie an den israelischen Geheimdienst Mossad weiter und beging damit Landesverrat - ganz nach seinem Credo, dass "Unruhe die erste Bürgerpflicht" sei.

Burghart Klaußner ("Das weiße Band", "Elser") spielt diesen Fritz Bauer in Kraumes Film mit Bravour: Nicht nur die gute Arbeit der Masken- und Szenenbildner lässt den Zuschauer in die Zeit der späten Fünfzigerjahre eintauchen, sondern auch Klaußners nuancierte Darstellung der von dieser Zeit geprägten Hauptfigur - eines Mannes, den die eigenen bitteren Erfahrungen in den Jahren der Flucht äußerlich abgehärtet haben, der sich aber einen kämpferischen Humanismus bewahrt hat.

Ein verdeckt homosexueller Staatsanwalt bringt Schwung

Klaußner findet stets den richtigen Ton. Das schwäbische Idiom des gebürtigen Stuttgarters Fritz Bauer, das er sich für die Rolle antrainiert hat, wirkt immer authentisch. Auch weil der sensible Charakterdarsteller die Sprache präzise einzusetzen weiß - Timing und Reduktion sind seine Stärken.

Der Regisseur hält sich nicht sklavisch an die historischen Fakten. Der junge, verdeckt homosexuelle Staatsanwalt Karl Angermann (ebenfalls hervorragend: Ronald Zehrfeld) ist eine fiktive Figur, durch die die Handlung deutlich an Schwung gewinnt. Von seiner historischen Relevanz büßt der Film dadurch nichts ein. Und er erweist einem Mann die Ehre, der diese verdient hat.

"Der Staat gegen Fritz Bauer" kommt am in Deutschland am 1. Oktober 2015 in die Kinos.

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