Tony Curtis´ runder Geburtstag:Und die Küsse mit Marilyn?

Der einzige relevante Luftikus aller Genres: Tony Curtis, offiziell Schauspieler, sonst Maler, Aktmodell und wunderbarer Liebhaber, wird 80.

FRITZ GÖTTLER

Evasion war sein Ding; in den ersten Jahren seiner Karriere in den Fünfzigern wurde er vor allem als Luftikus in allen klassischen Hollywoodgenres verkauft, als degenschwingender Swashbuckler oder als Nachwuchsritter, als Trapezkünstler oder als Tausendundeinenacht-Prinz -- und einmal hat er Houdini spielen dürfen, den König der Ausbrecher.

Tony Curtis´ runder Geburtstag: Lollobrigida und Curtis in "Trapez" aus dem Jahr 1956

Lollobrigida und Curtis in "Trapez" aus dem Jahr 1956

Natürlich hat er gelitten unter diesem Diktat seines Studios, unter diesem Wischiwaschi-Image, das ihn der Wirklichkeit entfremdet, zum Traumtänzer und Mädchenschwarm degradiert hat. Und das ihm sehr früh das Gefühl vermittelte, nicht wirklich ernst genommen zu werden. Ja, Frankie ließ ihn wohl in sein legendäres Ratpack ein, aber eine Rolle in einem der Ratpackfilme hat er nie bekommen, obwohl er es -- seiner eigenen bescheidenen Einschätzung nach -- mit Sammy Davis Jr. und Peter Lawford spielend, im wahrsten Sinne des Wortes, aufnehmen hätte können. Und Marlon fanden alle so tough, er schnappte sich "Endstation Sehnsucht" und spielte cool eine jener Rollen, die einen richtig forderten. Die Rollen, die auch für ein jüdisches Bronx Kid -- geboren als Bernard Schwartz -- richtig gewesen wären, das hart geworden war im täglichen Kampf gegen die Lümmel aus dem Nachbarblock, und das früh sich den Erregungen hingegeben hat, wenn es die Mädchen beobachtete. Das kam ihm später dann zugute, als Blake Edwards ihm drei wunderschöne Lockerungsübungen bescherte: "Mister Cory", "Unternehmen Petticoat" und "The Perfect Furlough", in denen er mit Champagnerflaschen und anderen verführerischen Instrumenten zu hantieren lernte.

Ich bin der Sohn von Jon Hall und Maria Montez, hat Curtis zu Beginn seiner Autobiografie geschrieben, Mitte der Neunziger. Die beiden waren das große Super-Liebespaar der Vierziger -- und eine der ersten Rollen für Curtis war in "Son of Ali Baba". Da war Piper Laurie an seiner Seite -- was die Partnerinnen anging, hat der Junge immer Glück gehabt: Nach Piper Laurie kamen Natalie Wood, Janet Leigh und Christine Kaufmann -- die beiden letzten nahm er zudem, sukzessive, zur Frau. Ein Zwischenspiel gab es mit Laurence Olivier in "Spartacus", zur Erholung für den größten Leinwandauftritt von allen, in Billy Wilders "Manche mögen's heiß". Wie war das denn, diese Küsse mit Marilyn, wurde er gefragt, und mit seinem dahingeplapperten "Was wollen Sie hören -- es war, als wenn ich Hitler geküsst hätte . . ." hat er einen Sturm der Entrüstung und irritierten Grübelns ausgelöst. Die Bemerkung hat einen dunklen Hintergrund -- als er Christine Kaufmann zu Dreharbeiten nach München begleitete, hat er nachts oft in seinem Jaguar am Set die Mitglieder des Teams sich aufwärmen lassen. Eines Tages hat er gemerkt, wie jemand ihm den Auspuff verklebt hatte -- ein Mordversuch im Land des Holocausts.

Seit Jahren hat Curtis sich nun aufs Malen verlegt -- oder aufs Gestalten seiner time boxes, von Cornell inspirierter Sammelsurien von Briefen und Fotos. Und will er sich mal besonders wohl fühlen, flüchtet er sich in seine Muttersprache -- Ungarisch.

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