Ein einziger Hauptsatz. Und dann diese 25 Zeilen voller Nebensätze. Sie breiten sich langsam aus, deuten an, rudern zurück, und erzählen von Zweifel, Enttäuschung und Resignation. Es gibt keinen Refrain in dem Song, keine Strophe, es gibt auch kein laut und leise, das Lied "Ja" hat nur einen Tonfall: die Unbestimmtheit.
Der Hauptsatz lautet: "Es stimmt uns unendlich traurig", und das fügte sich noch perfekt in den Kosmos, den Tocotronic damals eröffnet hatten. In den ersten vier Alben ging es um Gefühle. Wut natürlich, Hass, aber auch Einsamkeit, Verwirrtheit, Unsicherheit. "Ja", das war der Vorbote des fünften Albums, die B-Seite der ersten Single. "Es stimmt uns unendlich traurig", so weit passte das noch zu der Band, die ich kannte.
Aber dann. Alles blieb im Vagen. Der Text hatte nichts Sloganhaftes mehr, nichts, was man laut mitsingen oder auf ein T-Shirt drucken wollte. Man kann nicht einmal einzelne Zeilen daraus zitieren - keine funktioniert ohne die anderen. Ich habe dieses Lied 1999 hundertmal gehört, habe Thomas Bernhards gleichnamiges Buch gekauft in der Hoffnung, das Lied dadurch besser zu verstehen. Es wunderte mich nicht, dass es darin um Selbstmord geht. Und dass der erste Satz des Buches drei Seiten lang ist.
Erst zwei Jahre später hat Dirk von Lowtzow in Worte gekleidet, was die 1999er-Single mit diesem Ungetüm in 26 Zeilen als dritter B-Seite schon vorweggenommen hat: "Eines ist doch sicher: Eins zu eins ist jetzt vorbei."