"Tochter des Diktators" von Ines Geipel:Ruhelos

Ulbricht, Walter in Wandlitz

Walter Ulbricht mit Ehefrau Lotte und Tochter Beate (Mitte) in Wandlitz, vermutlich vor 1965.

(Foto: Ullstein Bild)

Ins Machtzentrum des Sozialismus adoptiert: Ines Geipel erzählt in ihrem Roman "Tochter des Diktators" die traurige Lebensgeschichte der Beate Ulbricht zwischen Berlin, Paris und der Toskana.

Von Thomas Medicus

In Cigoli, einem kleinen Dorf in der Toskana in den Bergen zwischen Pisa und Florenz, explodiert im Juli 1946 eine Bombe. Die dreizehn Jahre alte Rosa kommt bei dem Anschlag ums Leben. Der Schuster Nello Matteoli, Mitglied der Kommunistischen Partei, wird als Tatverdächtiger verhaftet, aber bald wieder freigelassen. Wer den Tod Rosas zu verantworten hat, wird offiziell nie geklärt. Auch die Leute von Cigoli interessieren sich nicht für den Täter, sie verweigern Auskünfte, schweigen vielsagend. Ein altbundesrepublikanisch sozialisierter Autor hätte, um Licht in dieses düstere Dorfgeheimnis zu bringen, sicherlich zurückgeblickt auf den Zweiten Weltkrieg in der Toskana. Er hätte sich gefragt, wie es dazu kommen konnte, dass der Krieg im Nachkrieg weiterging, wie zerstörerisch sich deutsche Besatzung, SS-Terror, Kollaboration, wie sich der Bürgerkrieg zwischen Resistenza und italienischen Faschisten auf die Dorfgemeinschaft ausgewirkt haben. Die "Tochter des Diktators" geht anders vor.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: