Klassische Musik:Sänger Quasthoff beendet Karriere

Er ist einer der berühmtesten Konzertsänger der Welt, doch nach 40 Jahren "reicht's": Thomas Quasthoff, der mit einer Conterganschädigung geboren wurde, beendet seine große Bühnenkarriere. Aus gesundheitlichen Gründen, wie der Bassbariton angibt.

Der deutsche Bassbariton Thomas Quasthoff verabschiedet sich nach fast 40 Jahren aus gesundheitlichen Gründen von der Bühne. Seine Gesundheit erlaube es ihm nicht mehr, "dem Anspruch, den ich immer an mich selber und an die Kunst gestellt habe, gerecht werden zu können", erklärte Quasthoff nach Angaben der Philharmonie Essen. "Ich habe dem Beruf sehr viel zu verdanken und gehe ohne Bitterkeit." Er freue sich auf "neue Herausforderungen" in seinem Leben.

´Parsifal" an Wiener Staatsoper

Einer seiner ganz großen Erfolge: "Parsifal" an der Wiener Staatsoper. Bassbariton Thomas Quasthoff als Amfortas (Mitte), hier bei einer Probe im Jahr 2004.

(Foto: dpa)

Quasthoff, der mit einer Conterganschädigung geboren wurde, zählt international zu den profiliertesten Konzertsängern. Er arbeitete mit Dirigenten wie Claudio Abbado, Daniel Barenboim, James Levine und Zubin Mehta zusammen.

Der Online-Ausgabe des österreichischen Nachrichtenmagazins News sagte der 52-jährige Deutsche: "Ich singe seit fast 40 Jahren und nehme mir das Recht heraus, zu sagen: 'Jetzt reicht's."

Quasthoff hatte Ende vergangenen Jahres zahlreiche Konzerte nach einer Kehlkopfentzündung absagen müssen. "Ich habe mir die Sache lang überlegt. Auch mein Arzt hat mir empfohlen, mir mehr Zeit für mich selbst zu nehmen", so der Sänger.

Quasthoff unterrichtet auch Gesang an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin. Ein Meisterkurs mit Quasthoff an der Pariser Cité de la musique wird auf seiner Homepage nach wie vor für Mitte Februar angeboten. Alle aktuellen Gesangsauftritte hat er nach Angaben von News aber storniert.

Schließlich deutet Quasthoff auch generellen Frust an der Entwicklung des Klassik-Business an: Ihm sei "die Klassik-Branche zu oberflächlich geworden. Man hat den Eindruck, außer David Garrett gäbe es niemanden mehr".

Der Intendant der Philharmonie Essen, Johannes Bultmann, reagierte auf den Rückzug des Bassbaritons sehr betroffen: "Ich muss ehrlich sagen, dass diese Nachricht mich schockiert hat", erklärte Bultmann. Quasthoff sei ein Mensch mit sehr viel Energie - "da hat wohl niemand mit einem Rücktritt zum jetzigen Zeitpunkt gerechnet". Er habe aber viel Respekt vor der Entscheidung. "Thomas Quasthoff stellt an sich selbst die höchsten künstlerischen Ansprüche", sagte Bultmann. Der Mut, Konsequenzen zu ziehen, sobald diese Ansprüche nicht mehr erfüllt werden könnten, sei bemerkenswert.

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