Theaterkritik:Spaß an der Freud'

pinocchio

Fest der Anarchie: Pinocchio (Philip Dechamps) will Vater Geppetto befreien und trifft dabei auf seltsame Marionetten, hier Marina Granchette.

(Foto: Konrad Fersterer)

"Pinocchio" ist eine Nationalikone Italiens und Sinnbild des Widerspruchs gegen das Funktionieren. Das alles und noch viel mehr feiert das Residenztheater - mit Riesenkrabben und Regenschirmquallen

Von Egbert Tholl

Es ist eine wunderbare Koinzidenz, dass am Tag der Premiere von "Pinocchio" am Residenztheater der Kollege Thomas Steinfeld im Feuilleton dieser Zeitung einen Aufsatz veröffentlicht, in welchem er die anarchistische Kraft der Holzpuppe mit der langen Nase beschwört. Auch wenn diese letztlich von den Menschen, die sie erschaffen, zum Schulbub domestiziert wird - Steinfeld: "Dieses Ende ist bitter und fade zugleich" -, so trägt sie doch den Kern des Widerspruchs in sich. Widerspruch gegen das Funktionieren, gegen das er diese Freude am Spaß und am Unsinn setzt. Das stimmt schon, und denkt man an Italien und die verwurschtelte Lebensfreude seiner Bewohner, mag einem Pinocchio durchaus als Nationalikone vorkommen. Die Inszenierung von Thomas Birkmeir geht da aber weiter: Die ganze Aufführung ist ein Fest der Phantasie, der Poesie und Anarchie, und Pinocchio selbst ist gar nicht einmal die gspinnerste Figur darin.

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