Manchmal kann die Selbstdarstellung wie ein Warnhinweis wirken: je höher die Phrasendichte, desto misstrauischer wird man. Die Sätze, mit denen Martine Dennewald ihr Festival Theaterformen im Programmheft ankündigt, versprechen nichts Geringeres, als "Welthaltigkeit", "Tradition und Moderne", "Mythen" und "Medienwahnsinn" ins beschauliche Braunschweig zu holen. Fragt man die künstlerische Leiterin des niedersächsischen Festivals nach dem Fokus ihres Programms, spricht sie von "globalen Krisen", "neuer Dringlichkeit" und "politischen Umbrüchen". Das ist sicher redlich gemeint. Dass es trotzdem nach PR-Sprechblasen klingt, könnte daran liegen, dass mittlerweile so ziemlich jedes Theaterfestival mit derlei Textbausteinen den unmittelbaren Kontakt zu Welt- und Krisengeschehen samt cooler Deutungshoheit beansprucht. Das Versprechen, Kunst funktioniere als Krisen-Indikator und Fortsetzung des politischen Engagements mit anderen Mitteln, wirkt wie ein Bedeutungs- und Geschmacksverstärker, eine Art Diskurs-Glutamat.
Theater:Zehntausend Tiger
Das Festival Theaterformen zeigt Produktionen aus Asien, darunter das neue Stück des Japaners Toshiki Okada.
Von Peter Laudenbach
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