Theater:Musik ist das Herzstück

Wie im Himmel

Dirigent Daréus (Matthias Grundig) versucht, die Balance zu halten zwischen seiner Arbeitsfreude und den kritischen Blicken der Dorfgemeinschaft.

(Foto: Hilda Lobinger)

Am Metropoltheater gelingt Dominik Wilgenbus mit "Wie im Himmel" ein berührender und doch kitschfreier Abend

Von Christiane Lutz

Wie im Himmel", der schwedische Film von Kay Pollak war zwar kommerziell sehr erfolgreich, hinterließ aber beim kritischen Zuschauer einen äußerst zuckerwattigen Geschmack. Daher die beste Nachricht vorweg: Das Team vom Metropoltheater, das jetzt "Wie im Himmel" spielt, hat sich nicht vom Rote-Häuser-Schweden-Kitsch verführen lassen und die Geschichte von allem klebrigen Ballast befreit. Sie erzählt von Star-Dirigent Daniel Daréus, der nach einem Herzinfarkt in die schwedische Einöde zieht. Dort übernimmt er den aus mehr kaffeetrinkenden als singenden Mitgliedern bestehenden Kirchenchor. Die magische Annäherung beginnt. Der Chor lernt das Singen, und Daréus lernt das Leben. Gestört wird das Idyll höchstens von einem prügelnden Ehegatten und dem bigotten Dorfpfarrer.

Musik ist das Herz des Stückes, und sie ist das Herz der Inszenierung. Auf der Bühne steht nur ein Flügel. Er wird zum Bett, zur Supermarktkasse, zum Stauraum für ein Fahrrad, das sich Daréus kauft, weil er Radfahren lernen will. Regisseur Dominik Wilgenbus, der die Produktion wegen Krankheit kurz vor der Premiere an Jochen Schölch übertragen hat, gelingt so mit kleinsten Mitteln ein wunderbar berührender Abend. Musik und Gesang wirken zu keinem Zeitpunkt künstlich oder peinlich, die Gruppe singt erstaunlich gut (besonders Judith Toth als vom Ehemann gepeinigte Gabriella). Matthias Grundig spielt den getriebenen Stardirigenten so aufgewühlt wie liebenswert, wie überhaupt alle Figuren liebevoll gezeichnete Typen sind. Wenn es so etwas wie eine Auszeichnung für das Weihnachtsstück des Jahres gäbe: "Wie im Himmel" am Metropoltheater hätte sie verdient.

Wie im Himmel, weitere Termine im November und Dezember, Metropoltheater, Floriansmühlstraße 5, 32 19 55 33

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