Theater:Kontrollinstanz

Der Trierer Theaterintendant Karl Sibelius bekommt einen Aufpasser an die Seite gestellt, den Kulturdezernenten Thomas Egger. Der soll nun die Finanzen des Theaters mitkontrollieren, künstlerisch aber nicht eingreifen.

Von Gianna Niewel

Als alle Fragen beantwortet sind, sagt der Trierer Kulturdezernent noch einen Satz: "Ich schätze Herrn Sibelius." Unabhängig davon, wie gut oder schlecht die beiden Männer sich verstehen: Ab sofort werden Kulturdezernent Thomas Egger und der Theaterintendant Karl Sibelius in Trier zusammenarbeiten müssen. Denn Anfang der Woche hatte Oberbürgermeister Wolfram Leibe (SPD) dafür gesorgt, dass der Intendant die kaufmännische Leitung des Theaters nicht mehr alleine bewerkstelligen darf. Er stellte ihm kommissarisch seinen Parteifreund Thomas Egger zur Seite. Der soll nun die Finanzen des Theaters mitkontrollieren; die beiden Männer entscheiden fortan gemeinsam, wie teuer eine Produktion werden darf. Die künstlerische Leitung obliegt weiterhin Sibelius allein.

Die "Haushaltssperre" war nötig geworden, weil insbesondere das Theater sein Budget regelmäßig überzieht. Allein 2015 belief sich das Defizit auf 1,3 Millionen Euro; Sibelius, der erst im August 2015 nach Trier kam, hat einen Teil der Schulden geerbt. In diesem Jahr könnten laut Egger allerdings weitere 1,3 Millionen Euro hinzukommen. Sibelius wollte die Entscheidung nicht kommentieren. Er sagt lediglich: "Wir haben ein tolles Team, wir werden auch das meistern." Für ihn dürfte es ein weiterer Tiefschlag sein, kommen doch das Haus und auch seine Person seit Wochen nicht aus den Schlagzeilen (SZ vom 3. Juni). Zuletzt musste das Theater ein für Mai 2017 angekündigtes Schauspiel über die tot aufgefundene Studentin Tanja Gräff absetzen, weil deren Mutter der Inszenierung nicht zugestimmt hatte. Schauspielchef Ulf Frötzschner war daraufhin entlassen worden.

Auch künstlerisch ist Sibelius, dessen Vertrag noch bis 2020 läuft, umstritten. Sein "Fidelio" etwa war provokant, viel Kunstblut, viel Wucht. Einige Trierer fanden die Inszenierung berührend. Die meisten empörten sich darüber. Und so geht es zuletzt nicht nur um Haushaltsdefizit und Zuschauerschwund. Sondern auch darum, dass sich Stadt und Intendant schätzen mögen, aber nicht verstehen. Dass er künftig die Geschäfte am Theater nicht mehr alleine lenken wird, hat der Intendant nicht in der Pressekonferenz erfahren, sondern erst im Anschluss.

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