Theater in Zürich:Härter als die Geister

Krimi, Parabel und Diskurs: Arthur Millers Klassiker "Hexenjagd" beschreibt eine nur allzu gut bekannte Gegenwart. Jan Bosse verwebt das Stück in Zürich bravourös zu einem Gespinst aus Gier und Ängsten.

Von Egbert Tholl

Beim Betreten der großen Halle im Schiffbau des Zürcher Schauspielhauses kommen wenig Zweifel daran auf, dass dies keine Spaßveranstaltung werden wird. Stéphane Laimé hat hier so etwas wie einen puritanischen Kirchenraum hineingebaut; das Publikum sitzt, im Geviert, auf kargen Holzbänken, in der Mitte eine Fläche aus grauem, mehligen Sand, am Rand rohe Holzhäuschen - Baucontainer im Blockhausstil. Darüber Wald, eine hyperrealistische Fototapete, die den Raum auskleidet. Eine Dame bedient ein Harmonium, die Darsteller formieren sich zum Chor, singen ein Kirchenlied von Paul Gerhardt, dem Lutheraner und Theologen, der schon tot war, bevor Johann Sebastian Bach geboren wurde. Bach wird später kommen, zum Mitsingen für alle: "Eine feste Burg ist unser Gott." Und wer an den Mauern dieser Burg kratzt, dem geht es an den Kragen, dann gibt es eine Hexenjagd.

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